Afrika Mode

Afrikanische Mode boomt. Doch während einzelne Modeschöpfer erfolgreich sind, befindet sich die traditionsreiche Textilindustrie Afrikas auf dem absteigenden Ast. Wie sie vom aktuellen Modeboom profitieren könnte - das zeigt der Londoner Top-Modedesigner Yemi Osunkoya.

Die First Lady Michelle Obama lässt sich in Outfits eines nigerianischen Modedesigners ablichten: Mehr Publicity für ein Kleid ist wohl kaum vorstellbar. In Modemetropolen wie Mailand, Paris oder New York feiern afrikanische Modewochen große Erfolge, während in den Filialen großer Modeketten immer mehr der "African Style" Einzug hält.

Kein Zweifel: Die faszinierende Ästhetik afrikanischer Mode erfreut sich großer Nachfrage. Auf kreative Weise kombinieren Afrikas Designerinnen und Designer die reiche Handwerks- und Kunsttraditionen des Kontinents mit westlichen Modetrends.

Yemi Osunkoya betreibt in London bereits seit über 20 Jahren sein exklusives Modelabel "Kosibah", benannt nach seiner Mutter. Um heute als Modedesigner erfolgreich zu sein, müsse man aber gar nicht mehr aus seinem Heimatland auswandern, erklärt Osunkoya.

"Im Zeitalter der Neuen Medien und der Globalisierung haben Modedesigner heute Zugang zu frischen Ideen, und zwar ohne viel Kostenaufwand. Die Kollektionen werden qualitativ immer besser und richten sich international aus: So produzieren viele Modedesigner bereits Herbst- und Winterkollektionen für europäische Bedürfnisse."

Bekannt für Abend- und Hochzeitskleider

Als Yemi Osunkoya Anfang der 1990er-Jahre ins Modebusiness einstieg, konnte von Social Media noch keine Rede sein. Der im Süden Nigerias geborene und aufgewachsene Modedesigner hatte das Glück, dass die Eltern seine zeichnerische Begabung erkannten und förderten - obwohl es in seiner Familie eher üblich war, Arzt oder Anwalt zu werden.

Er studierte in Paris und London Modedesign, gründete sein Label "Kosibah" und baute es zu einer Weltmarke auf, die für ihre hochwertigen Abend- und Hochzeitskleider geschätzt wird. Zu seinen Kundinnen zählen heute etwa die R'n'B-Sängerin Kelly Rowland, die Popmusikerin Alesha Dixon sowie Mitglieder der Königsfamilien in Nigeria und Ghana.

Auf Osunkoyas Wunschliste stehen zwar noch einige andere Namen, allerdings ist der Promi-Aspekt für den Modeschöpfer nebensächlich: "Ich behandle alle meine Kundinnen gleich. Jede, die zu mir kommt, soll sich als etwas Besonderes fühlen. Jede soll ihr individuelles Kleid bekommen, das sie perfekt aussehen lässt - egal, ob sie ein Popstar oder eine Büroangestellte ist."

Kooperation gegen die Globalisierung

Viel mehr als das Glamourleben beschäftigt Yemi Osunkoya die paradoxe Situation, dass trotz boomenden Modetrends aus Afrika die Textilindustrie in den Ländern südlich der Sahara stagniert. Schuld daran sind schrittweise Liberalisierungen, die die kleinstrukturierte Textilindustrie den globalen Markt aussetzt.

So fielen mit dem Ende des Multifaserabkommens 2005 die Importbeschränkungen; Billigprodukte aus China und Altkleidung aus Europa machen den regionalen Herstellern Konkurrenz. Infolgedessen sind zehntausende Arbeitsplätze in dieser Branche verlorengegangen.

Man könne gegen die Globalisierung nicht ankämpfen, meint Yemi Osunkoya. Doch auch Initiativen in kleinem Maßstab könnten helfen. Er selbst etwa kooperiert seit einiger Zeit mit einer Weberei-Inhaberin in Ghana.

"Sie hat mir einige ihrer Fabrikhallen kostenlos überlassen, und ich benutze sie für die Herstellung verschiedener Kollektionen. Ich erzähle die Geschichte in Modemagazinen und veranstalte Fotoshootings in der Fabrik. Das hat den Betrieb natürlich international bekannt gemacht. Und ich hätte meine Kollektionen nie so günstig herstellen können. Es war also ein Investment, das sich ausgezahlt hat."

Ein Tropfen auf den heißen Stein, gibt Yemi Osunkoya zu - doch er ist überzeugt: Wenn viele dem Beispiel folgten, könne sich etwas ändern.

Heute Abend ist der Modeschöpfer zu Gast in einer Podiumsdiskussion im Wiener Völkerkundemuseum, Gastgeber ist das Wiener Institut für internationalen Dialog und Zusammenarbeit in Kooperation mit dem Pan African Forum.

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