Seismologe empört über italienisches Urteil
Mit Unverständnis und Kopfschütteln reagiert die Fachwelt auf das italienische Urteil gegen Erdbebenforscher, die vor dem Beben von L'Aqulia nicht konkret gewarnt haben. Auch Wolfgang Lenhart, Erdbebenexperte der Wiener Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, äußert sich im Ö1 Mittagsjournal empört.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 23.10.2012
Edbebenexperte Wolfgang Lenhart im Gespräch mit Wolfgang Wittmann
"Unglaublich"
"So etwas hat es das letzte Mal im 16. oder 17. Jahrhundert gegeben. Es ist unglaublich, dass man Leute vor Gericht zerrt und ihnen eine Nichtleistung vorwirft, die gar nicht zu erbringen ist." Auch fachlich unterstützt Lenhart seine italienischen Kollegen: "In 99 Prozent aller Fälle sind Erdbebenschwärme wie jene von L'Aquila kein Anzeichen dafür, dass es zu einem stärkeren Erdbeben kommt."
Lenhart geht davon aus, dass das erstinstanzliche Urteil revidiert wird. Andernfalls dürfte man überhaupt keine Aussagen mehr treffen, weil man sofort verklagt würde. Und das wäre das Ende sämtlicher Gutachten, so Lenhart.
