Flut und Stromausfälle: "Sandy" hinterlässt Chaos

Das Schlimmste ist überstanden, aber Wirbelsturm "Sandy" hinterlässt Chaos im Osten der USA. Über 1.600 Kilometer, von North Carolina bis Maine, erstrecken sich die Verwüstungen, die der Sturm vergangene Nacht verursacht hat. Mindestens 16 Menschen sind bisher ums Leben gekommen. In einem Atomkraftwerk im Bundesstaat New Jersey gab es Hochwasseralarm. Millionen waren ohne Strom.

Mittagsjournal, 30.10.2012

Katharina Wagner

Feuerball in Umspannwerk

Das öffentliche Leben in Millionenmetropolen wie New York, Washington und Philadelphia kam zum Erliegen. Laut CNN waren 6,5 Millionen Menschen in mehreren US-Bundesstaaten und in der Hauptstadt Washington von Stromausfällen betroffen. In einem New Yorker Umspannwerk gab es eine Explosion. Bilder zeigten einen gewaltigen Feuerball aus der Anlage in der Lower East Side von Manhattan am späten Montagabend. Von Verletzten wurde dort zunächst nichts bekannt.

Die Nahverkehrssysteme sowie Schulen, Behörden, Theater, Büchereien, Parks und zahlreiche Restaurants und Geschäfte blieben vielerorts geschlossen. Auch die Vereinten Nationen und die Börse an der Wall Street in New York blieben zu. In das geschlossene U-Bahn-System der Millionenmetropole drang der Verkehrsbehörde MTA zufolge Wasser ein. Windböen peitschten durch die Stadt, immer wieder waren Sirenen zu hören.

Reaktor abgeschaltet

Im Atomkraftwerk Oyster Creek südlich von New York wurde wegen eines bedrohlich ansteigenden Wasserspiegels Alarm ausgelöst, teilte die US-Atomaufsichtsbehörde NRC am späten Montagabend (Ortszeit) mit. Das Kraftwerk im Bundesstaat New Jersey sei zu dem Zeitpunkt bereits abgeschaltet gewesen. Wind, Sturmflut und Regen hätten das Wasser zunächst stark anschwellen lassen. In den folgenden Stunden sollte es aber rasch ablaufen, hieß es. Oyster Creek ist seit 1969 am Netz und das älteste laufende Atomkraftwerk der USA.

Treinbstoffversorgung unterbrochen

Der Sturm hat auch die Versorgung der US-Ostküste mit Benzin, Diesel und Flugzeugtreibstoff nahezu lahmgelegt. Die Raffinerien an der Ostküste drosselten ihre Kapazitäten um fast 70 Prozent, wie die Betreiber am späten Montagabend mitteilten, als "Sandy" auf die Ostküste traf. Zudem sollte die Colonial Pipeline, die die Ostküste mit den Raffinerien an der Golfküste verbindet, auf ihrer Hauptverbindung nach Philadelphia und New York City geschlossen werden. Außerdem haben die meisten großen Häfen entlang des betroffenen Ostküstenabschnitts ihren Betrieb eingestellt. Rund eine Million Barrel täglich werden über die Häfen importiert.

20 Mrd. Dollar Schaden

Nach einer ersten Expertenschätzung könnte Wirbelsturm "Sandy" an der US-Ostküste Gesamtschäden von bis zu 20 Milliarden US-Dollar angerichtet haben. Diese Zahl nannte der auf Risikoanalysen spezialisierte Versicherungsdienstleister Eqecat in der Nacht auf Dienstag in Oakland. Allerdings war das Unwetter zum Zeitpunkt der Schätzung noch nicht vorbei.

In New York hatten fast 400.000 Menschen in tiefer gelegenen Gebieten der Metropole schon vor dem Sturm ihre Häuser und Wohnungen verlassen müssen. Tausende Flüge an die US-Ostküste - auch von und nach Österreich - wurden gestrichen. (Text: APA, Red.)