Akademietheater: Ofczarek als "Onkel Wanja"
Es ist wohl eine der vielversprechendsten Premieren dieses Theaterherbstes: Im Wiener Akademietheater wird ab kommenden Freitag Tschechows Stück "Onkel Wanja" gezeigt. Inszeniert vom Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann höchstpersönlich und mit einer erlesenen Besetzung: Gert Voss, Caroline Peters, Michael Maertens und - Nicholas Ofczarek als Titelfigur, als unglücklich verliebter, versoffener und randalierender Onkel Wanja.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 31.10.2012
Ofczarek als grantiger Trinker
Unglücklich mit dem eigenen Leben, gelangweilt, voll von Selbstzerstörungsgelüsten und Sehnsüchten - das sind die Figuren Anton Tschechows. Auch in seinem vielleicht persönlichsten Stück "Onkel Wanja", in dem er, selbst ausgebildeter Arzt, als Arzt Astrow porträtiert, der einen erstaunlich aktuelle Zukunftspessimismus kundtut. Ihn spielt Michael Maertens.
Im Jahre 1896 entstanden, schildert Tschechow, wie so oft, eine Gesellschaft auf dem Lande, wo der alte Professor und seine junge Frau, gespielt von Gert Voss und Caroline Peters, auf seinen Schwager Wanja treffen, der vom Besuch in jeder Beziehung überfordert ist, trinkt und ausrastet, als der Professor das Gut verkaufen will. Wanja ist Nicholas Ofczarek, voll von Selbstzweifeln und Hassgefühlen, ein Rollendebüt, das viele neue Facetten des Burgschauspielers zeigt.
Die Ruhe des Regisseurs
Sich hebende und senkende Kristallluster, eine hölzerne Veranda, bei der man die Theaterversatzstücke erkennt, dann wieder die leere nach hinten freie Bühne: Matthias Hartmann setzt in sie die Tschechow-Figuren markant und an sich selbst verzweifelnd.
Natürlich freut sich das Wiener Theaterpublikum auf eine neue Rolle für Gert Voss, in einem Tschechow-Stück, man denkt an seine großen Rollenspiele in dessen "Ivanov " oder im " Kirschgarten". Das ist schon lange her. Matthias Hartmann aber betont, dass seine "Onkel Wanja"-Aufführung bis in die kleineren Rollen exzellent besetzt ist: Elisabeth Orth, Sarah Victoria Frick und Branko Samarowski vervollständigen das Starensemble.
Und obwohl der Regisseur Hartmann vor seinen Premieren oft nervös und voll von Selbstzweifeln ist, ist er diesmal ganz ruhig, betont er. Jetzt müssen nur noch Kritik und Publikum der Onkel Wanja-Premiere am Freitag glücklich sein. Dann steht einem weiteren Erfolg des Burgtheaters nichts im Wege.