Neonazi-Mordserie: Anklage gegen Zschäpe
Im Fall der Neonazi-Mordserie in Deutschland ist jetzt erstmals Anklage erhoben worden und zwar gegen Beate Zschäpe - sie ist eine der Hauptverdächtigen und einzige Überlebende des Neonazi-Trios.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 8.11.2012
"Als Mittäterin verantwortlich"
Zschäpe sei nicht nur Mitglied der terroristischen Vereinigung "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) gewesen, sondern selbst als Mittäterin für die Morde verantwortlich, sagte Generalbundesanwalt Harald Range am Donnerstag in Karlsruhe. Neben Zschäpe sind auch vier mutmaßliche Unterstützer und Helfer der sogenannten Zwickauer Terrorzelle vor dem Oberlandesgericht München angeklagt. Die 37-jährige Zschäpe ist die einzige Überlebende der Terrorzelle. Ihre mutmaßlichen Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt töteten sich selbst.
Die rechtsradikale Gruppe hatte sich den Namen "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) gegeben. Ihr werden insgesamt neun Morde gegen Bürger ausländischer Herkunft in Deutschland zugerechnet, außerdem der Mordanschlag auf zwei Polizisten in Heilbronn und zwei Bombenattentate in Köln.
Schwierige Beweislage
An den bisherigen Ermittlungen seien bis zu 400 Beamte beteiligt gewesen, die Verfahrensakten umfassten inzwischen 200.000 Seiten, sagte der deutsche Innenminister Hans-Peter Friedrich. Die Anklage erfolge aber in einem schwierigen Umfeld, sagte Friedrich. Zwei der Hauptverdächtigen seien tot, Zschäpe habe offenkundig noch nicht ausgesagt, und durch die Brandstiftung in der Wohnung der Terrorzelle sei wichtiges Beweismaterial verloren gegangen.
Untersuchungsausschüsse in Bund und Ländern in Deutschland prüfen, wie es dazu kommen konnte, dass der rechtsextremistische Hintergrund der Mordserie über Jahre hinweg nicht ans Licht kam. Den Sicherheitsbehörden werden zahlreiche Ermittlungspannen vorgeworfen. (Text: APA, Red.)