Euro-Krise: Schäuble contra Schmidt
Die Krise(n) im Euroraum und die Konsequenzen – das war das Generalthema des Wirtschaftsforums der deutschen Wochenzeitung DIE ZEIT gestern in Hamburg. Einen öffentlichen Gedankenaustausch dazu lieferten einander Helmut Schmidt, SPD, und Wolfgang Schäuble, CDU. Schmidt hat als Bundeskanzler in den 1970er Jahren die Idee der gemeinsamen Währung mit auf den Weg gebracht. Schäuble ist als Finanzminister nun gefordert, Fehlentwicklungen zu korrigieren.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 9.11.2012
Froh über den Euro
Es sind zwei glühende Europäer, die zusammen mehr als 100 Jahre politische Erfahrung verkörpern. In den Kernfragen liegen ihre Einschätzungen so nah beieinander wie die Rollstühle, in den sie sitzen, die auf der kleinen Bühne fast Rad an Rad stehen. Für beide gilt, was Wolfgang Schäuble so formuliert: Wenn es den Euto nicht gäbe, müsste man ihn erfinden.
Helmut Schmidt hat die massiven Veränderungen in der Welt skizziert – Globalisierung, die wachsende Rolle Asiens sowie Lateinamerikas oder die wirtschaftliche Entwicklung der USA. Trotz alle Probleme müsse Europa froh sein, dass es die gemeinsame Währung gibt. Sie sei nach außen fest und die Inflation halte sich im Vergleich zu früher in engen Grenzen
Schmidt schlüpft aber auch in die Rolle des Warners: "Wir sind am Vorabend der Möglichkeit einer Revolution in Europa." Er spüre, dass in ganz Europa das Vertrauen in die europäischen Institutionen abgenommen habe. Auch in China und den USA sei die Situation von Unsicherheiten geprägt. Der Prozess des Vertrauensverlustes sei noch nicht zu Ende, sagt Helmut Schmidt.
Mahnung zu Reformen
Einig sind sich die beiden, dass die Politik einzelne Staaten sowie die europäischen Institutionen und den Rahmen für die Währung zügig reformieren muss. Notwendig sei ein Mehr an europäischer Integration, um international nicht an Bedeutung zu verlieren. Der Euro setze zwar alle beteiligten Nationen unter Wettbewerbsdruck, sagt Schäuble, aber das sei auch so gewollt, um Europa insgesamt wettbewerbsfähig zu halten. Schmidt wiederum mahnt Deutschland, seine Exportüberschüsse abzubauen. Dies gehe zu sehr auf Kosten anderer Euro-Länder. Klar zu vernehmen ist im Hamburger Michel auch Schmidts ceterum censeo: "Die Investmentbanken speilen wieder genauso verrückt wie sie verrückt gespielt hatten." Die Lehren daraus seien zumindest von den wichtigsten Industrie- und Schwellenländern noch zu ziehen.