Kehlmanns "Mentor" in der Josefstadt

Der österreichische Autor Daniel Kehlmann ist nicht nur durch seinen Bestseller "Die Vermessung der Welt" bekannt, dessen Verfilmung derzeit in den Kinos läuft. Sein erstes Theaterstück überhaupt "Geister in Princeton", in Graz uraufgeführt, wurde eben bei der Nestroy-Preisverleihung mit Auszeichnungen überhäuft. Gestern erlebte Kehlmanns zweites Stück "Der Mentor" seine Uraufführung im Theater in der Josefstadt - eine Premiere mit Hindernissen.

Morgenjournal, 9.11.2012

Eine Premiere mit Hindernissen, die allerdings, was den Publikumszuspruch anging gut ausging. Daniele Kehlmann, Herbert Föttinger, Florian Teichtmeister und Ruth Brauer wurden wohlwollend beklatscht.

Dass Michael Degen fehlte und von Regisseur und Theaterleiter Föttinger kurz vor der Premiere krankheitshalber ersetzt werden musste, war manchen Premierengästen bekannt, andere erfuhren es vor der Vorstellung.

Zwei Dramatiker

Föttinger spielt einen alternden Dramatiker, der als Mentor einen jüngeren, finanziert von einer Stiftung, mit seinem neuesten Werk unter die Arme greifen soll.

Doch der ältere und der jüngere können sich nicht auf eine gemeinsame Arbeit einigen, und die Frau des jüngeren wird auch vom alten begehrt.

Ein einfaches Stück

Daniel Kehlmann hat ein Stück geschrieben, das einen einfachen Plot hat und manchmal auch ein wenig an einen ähnlichen Konflikt in Tschechows "Möwe" erinnert. Den See, den er in der Szenenanweisung vorschreibt, sieht man zwar in Föttingers Inszenierung nicht, er könnte aber ein Indiz dafür sein.

Kehlmann teilt sein Stück traditionell in Akte ein und auch seine bekannte Salzburger Festspielrede findet ihren Widerhall in dem Stück, wenn es um Regisseure und Theaterstücke als Material für diese geht.

Daniel Kehlmann, aber ist in beiden Schriftstellern zu finden, in dem alten, einer der zu früh Erfolg gehabt hat, und in dem jungen, einer, der sich fragt, ob er ein guter, ja ob er überhaupt ein Schriftsteller ist.

Dass er das Handwerk des well made play, das auch im Stück selbst zitiert wird, beherrscht, das beweist Kehlmann. Und so wird manches, was beim Lesen etwas dünn erscheint, auf dem Theater durchaus lebendig und sogar manchmal schillernd ambivalent. In jedem Fall ist Der Mentor eine Komödie, die durchaus amüsiert.

Gute Unterhaltung

Dass Michael Degen erkrankte, kann man Herbert Föttinger nicht vorwerfen, im Gegenteil man muss ihm Respekt zollen, dass er als Theaterleiter in wenigen Tagen den Text gelernt hat und ihn so gut, es geht, verkörpert.

Kehlmann selbst schien sich im Publikum durchaus gut zu unterhalten, wenn man von seiner Mimik Schlüsse ziehen darf.