Reding: Neuer Anlauf zu EU-Frauenquote
Monatelang wurde gestritten - nun soll die Frauenquote für Aufsichtsräte kommen. Die EU-Kommission hat einen entsprechenden Vorschlag von EU-Kommissarin Viviane Reding angenommen. Demnach müssen die Mitgliedstaaten dafür sorgen, dass bis 2020 in börsennotierten Unternehmen 40 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder Frauen sind. Ansonsten drohen Sanktionen.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 14.11.2012
"Sonst geht nichts weiter"
Viviane Reding strahlt: Trotz Widerstands ihrer Kommissarkollegen hat die EU-Justizkommissarin nun den ersten Schritt für eine europaweite Frauenquote gesetzt. Der Vorschlag der EU-Kommissarin sieht vor, dass in Aufsichtsräten künftig 40 Prozent Frauen sitzen sollen. In großen staatsnahen Unternehmen soll dieses Ziel 2018, in privaten börsennotierten Firmen 2020 erreicht werden. "Es ist das erste Mal, dass wir in dieser Sache ein europäisches Gesetz machen, weil wir gesehen haben, dass es sonst nicht weitergeht", erläutert Viviane Reding. " 0,6 Prozent pro Jahr mehr Frauen in Aufsichtsräten - wenn wir in diesem Schneckentempo fortfahren, brauchen wir 40 Jahre, bis wir dort sind wo wir hinwollen. Das können wir uns wirtschaftlich überhaupt nicht leisten."
Sanktionen und Justiztricks
Unternehmen, die sich nicht an die geplanten Vorgaben halten riskieren Geldstrafen und die Annullierung der Nominierung des Kandidaten. Allerdings musste die EU-Justizkommissarin eine juristische Hintertür nehmen, um zur Frauenquote zu kommen. Denn nicht der 40-prozentige Frauenanteil in Aufsichtsräten wird zur Pflicht, sondern verordnete, klar geregelte Hearings. Dabei muss dem unterrepräsentierten Geschlecht bei gleicher Qualifikation der Vorzug erteilt werden. 5.000 Unternehmen in der EU wären betroffen.
Fortschrittsberichte für Vorstände
An die Vorstandsetagen wagt sich Justizkommissarin Reding nicht - auf sie könne Viviane Reding nur sanften Druck ausüben: Dafür habe man eine Art "flexicode" vorgesehen, bei dem die Unternehmen über ihren Fortschritt berichten müssen und weshalb sie keinen Fortschritt haben - und das alles öffentlich und transparent. "Da wird also auch gedrückt, aber keine gesetzliche Vorgabe in dem Sinn", so Reding.