Gebäude als Kraftwerke
Die Technische Universität Wien hat sich als eine von zwei europäischen Universitäten für den Wettbewerb "Solar Decathlon" in Kalifornien qualifiziert. Das ist ein wichtiger Wettbewerb für nachhaltiges Bauen. Das teilnehmende Projekt, ein Energieplus-Haus, wird heute Vormittag an der TU Wien präsentiert. Ein Energieplushaus oder Aktivhaus produziert wie ein kleines Kraftwerk einen Energieüberschuss.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 16.11.2012
Das Passivhaus war gestern. Das Aktivhaus oder Energieplushaus ist heute und morgen. So jedenfalls die Position des Energietechnikers Norbert Fisch, der an der TU Braunschweig lehrt, die deutsche Bundesregierung berät, und mit seiner Firma Gebäude energietechnisch plant.
Ein Aktivhaus ist ein Haus, das übers Jahr gerechnet mehr Energie erzeugt, als es verbraucht; und zwar mittels erneuerbarer Energiequellen. Da geht es nicht nur um die Heizung, sondern um den gesamten Strombedarf der Bewohner, von Haushaltsgeräten bis hin zum Elektroauto. Meistens ist Photovoltaik das Mittel der Wahl, wenn Gebäude zu Kraftwerken werden sollen - oder gleich ganze Stadtviertel.
Photovoltaikanlage am Dach
Gegen Passivhäuser haben Architekten oft Vorbehalte. Solche Bauten müssen relativ dick in Isolierung gepackt werden - Norbert Fisch spricht von gebauten Thermoskannen. Das schränkt den Gestaltungsspielraum ein. Beim Energieplushaus falle dieses Problem weitgehend weg.
Norbert Fisch hat gerade einen Bildband mit architektonisch anspruchsvollen Beispielen veröffentlicht. Für ein Aktivhaus bis zu drei Stock Höhe reicht die Photovoltaikanlage am Dach. Höhere Bauten brauchen auch Panele im oberen Fassadenbereich - aber 60Prozent Fensterfläche und mehr gehen sich laut Norbert Fisch dann immer noch aus.
Das Haus als totale Klima- und Energiemaschine, bei der man tunlichst keine Fenster öffnen sollte - das schwebt ihm genau nicht vor.
Der Photovoltaik haftet noch immer der Ruf an, die Anschaffungskosten würden sich erst in Jahrzehnten rechnen. Das war einmal, versichert Norbert Fisch - nämlich vor der rasanten Verbilligung von Photovoltaikanlagen durch die Konkurrenz aus China.
Ein Büroturm aus Holz
In Dornbirn wird am kommenden Dienstag ein Büroturm eröffnet, der zum Gutteil aus Holz besteht. Der "LifeCycle Tower One" von dem Architekten Hermann Kaufmann, energietechnisch geplant von Norbert Fischs Firma.
Es ist der Prototyp einer neuen Fertigteil-Holzbauweise für Hochhäuser. "Life Cycle Towers" können als Energieplushäuser ausgeführt werden. Im "Haus als Kraftwerk" steckt ein enormes Energiespar-Potential: Derzeit verbrauchen wir nämlich noch mehr als ein Drittel unserer Energie in Gebäuden.