Stronach fordert Interview-Vereinbarung
Die neue Parlamentspartei mit dem Klubobmann Lugar betont, dass der Frontmann ident mit dem Parteinahmen ist: Stronach, Frank Stronach. Und dieser führt jetzt eine Form der Berichterstattungskontrolle ein: Wer ein Interview mit Frank Stronach machen will, muss zuvor ein Autorisierungsformular unterschreiben.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 17.11.2012
Interviews müssen autorisiert werden
Journalisten stellen zu negative Fragen, hat Frank Stronach schon mehrmals kundgetan. Das will er jetzt offenbar mit einem Autorisierungsformular in den Griff bekommen. Das Magazin "Datum" hat das Formular veröffentlicht. Demnach muss man sich vor dem Interview schriftlich verpflichten, das gesamte Interview Stronachs Mitarbeiterin zur Autorisierung vorzulegen. Genehmigt sie die Veröffentlichung nicht, darf das Interview weder verwendet noch erwähnt werden. Der Klubobmann der neuen Stronach-Partei Robert Lugar bestätigt diese Praxis: "Frank Stronach ist es sehr wichtig, dass seine Aussagen auch korrekt und im Kontext richtig wiedergegeben werden."
"Eingriff in die Meinungsfreiheit"
Medienanwältin Maria Windhager hält das für eine problematische Vorgangsweise, die weiter geht als alles bisher Übliche. "Wenn jetzt zum Beispiel in dieser Vereinbarung steht – und das irritiert mich besonders –, dass eben auch Fakten richtiggestellt werden können sollen, dass das durch die Autorisierung auch noch gewährleistet werden soll, dann ist es meines Erachtens sehr weitgehend. Und das ist natürlich im demokratischen, politischen Diskurs ein Eingriff in die Meinungsfreiheit und insofern auch eine Form von Zensur", so Windhager.
Lugar will "mehr Sorgfalt"
Robert Lugar vom Team Stronach hingegen sieht keinen Eingriff in die journalistische Freiheit: "Ganz im Gegenteil: Es ist aus meiner Sicht die Pflicht des Journalisten, wahrheitsgemäß und ohne Verfälschungen über Aussagen zu berichten. Ich glaube, dass das generell Österreich gut anstehen würde, wenn wir mehr Sorgfalt walten lassen würden, sodass wirklich nur das transportiert wird, was auch gesagt wird."
Im Text der Vereinbarung hält Stronach übrigens ausdrücklich fest, dass er die Freiheit des Journalismus respektiere, die Vereinbarung gelte ausschließlich zur Einhaltung der Werte Wahrheit, Fairness und Transparenz.