Kinderrechte: UNO-Kritik an Österreich

Der UNO-Kinderrechte-Ausschuss kritisiert Österreich. Die Kinderrechte seien zwar seit dem Vorjahr zum Teil in der Verfassung verankert, die Umsetzung sei aber noch nicht ausreichend gelungen. Vor allem werde zu wenig für Kindergesundheit und gegen Gewalt an Kindern getan.

Morgenjournal, 20.11.2012

Verbot jeglicher Körperstrafen

Immer noch werden in Österreich Kinder körperlich bestraft. Und vielen Eltern sei das Verbot jeglicher Körperstrafen gar nicht bekannt, kritisiert der UNO-Kinderrechte-Ausschuss. Die Schlussfolgerung: Der Ausschuss empfiehlt, dass Österreich Bewusstseinsbildungsprogramme und Aufklärungskampagnen ausbaut, um positive Formen von Disziplin und der Achtung der Rechte der Kinder zu fördern.

Außerdem fordert der UNO-Ausschuss mehr Maßnahmen, um minderjährige Opfer zu ermutigen, Fälle von Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung zu melden. Insbesondere Opfer in Kinderheimen, Behinderteneinrichtungen und Asylwerber- oder Migrantenheimen sollten ermutigt werden, damit Täter auch strafrechtlich verfolgt werden können.
Zugleich begrüßt die UNO, dass neuerdings auch die Volksanwaltschaft den Umgang mit Kindern in Heimen und Wohngemeinschaften kontrolliert.

Besorgt zeigt sich der UNO-Ausschuss, dass Kinder, die Opfer von Prostitution werden, in Österreich offenbar eher als Täter denn als Opfer behandelt und mit Verwaltungsstrafen belegt würden.

Kritik an Babyklappen

Auch im Gesundheitsbereich gibt es Kritik. Von zu hoher Verschreibung von Psychopharmaka, speziell von Ritalin für Kinder mit dem Aufmerksamkeits-Defizitsyndrom ADHS ist die Rede. Der Ausschuss empfiehlt stattdessen, Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizitstörungen eine breite Palette von psychologischen, pädagogischen und sozialen Maßnahmen zu bieten.

Gefordert wird auch die verstärkte Förderung der anonymen Geburt in Krankenhäusern, damit Kinder nicht weggelegt werden. Zitat: "Der Kinderrechte-Ausschuss wiederholt seine Besorgnis über die Praxis der anonymen Kindesweglegung durch den Einsatz von Babyklappen oder Babynestern." Indem man Kindesweglegungen ermögliche, riskiere man, dass Kinder bei der Geburt ums Leben kommen und dass sie lebenslang über ihre Herkunft rätseln müssen.

Und auch über die niedrige Rate des Stillens von Babys zeigt sich der UNO-Ausschuss besorgt: Der Ausschuss empfiehlt verstärkte Bewusstseinsbildung im Hinblick auf die Förderung des ausschließlichen Stillens von Kindern bis zum Alter von sechs Monaten.

Familienminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hat übrigens ein Kinderrechte-Monitoring angekündigt, Experten sollen Vorschläge zur Umsetzung der UNO-Forderungen erarbeiten.