Wiener Gratisbuch von Rafik Schami

Wien steht diese Woche im Zeichen der Literatur. Seit Montag läuft die Lesefestwoche, heute Abend eröffnet die Internationale Buchmesse, und morgen startet die Gratisbuchaktion "Eine Stadt. Ein Buch". Heuer ist es der Roman "Eine Hand voller Sterne" von Rafik Schami, der 100.000 Mal verteilt wird.

Morgenjournal, 21.11.2012

Als Hafiz Al-Assad 1970 an die Macht kam und Syrien zur Diktatur machte, verließ Rafik Schami das Land. Der damals 25-Jährige ging zum Studium nach Heidelberg und wurde zu einem der erfolgreichsten deutschen Schriftsteller. Die Rückkehr nach Syrien ist ihm seit mehr als vierzig Jahren verwehrt, umso genauer beobachtet er die Situation in seiner Heimat. Besonders begrüßte Schami die Bildung eines syrischen Oppositionsbündnisses vorletzte Woche.

Dass sich der syrische Bürgerkrieg wesentlich langwieriger und grausamer gestaltet als die Umsturzbewegungen in Ägypten oder Tunesien hängt mit den komplizierten außenpolitischen Verstrickungen Syriens zusammen. Da geht es allerdings nicht um Rohstoffe, sondern um die besondere geopolitische Lage des Landes. Russlands Nähe zum Assad-Regime erklärt sich da etwa durch den strategischen Zugang zum Mittelmeer.

Vielen westlichen Beobachtern fällt eine Einschätzung Baschar Al-Assads schwer. Bevor er nach dem Tod seines Vaters im Jahr 2000 das Präsidentenamt eher widerwillig übernahm, hatte er lange Jahre als Augenarzt in London gelebt. Viele erhofften sich von ihm deshalb demokratische Reformen. Für Rafik Schami ist Assad ein Gefangener seines eigenen Machtsystems.
Vom Westen wünscht sich Rafik Schami statt einer militärischen Intervention einen verstärkten Dialog mit den oppositionellen Kräften und eine Versorgung der Tausenden Flüchtlinge. Hier drohe eine humanitäre Katastrophe, die außerdem noch das Assad-Regime stärken würde.

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