"Die Lebenden" von Barbara Albert

Mit den Filmen "Nordrand" und "Böse Zellen" ist die Regisseurin Barbara Albert bekannt geworden. Nach ihrem letzten Film "Fallen" hat sie sechs Jahre Pause gemacht. Nun kommt der neue Film von Barbara Albert in die Kinos. "Die Lebenden" - so der Titel - hatte auf dem Filmfestival von San Sebastian Premiere.

Morgenjournal, 21.11.2012

Sita, eine junge Frau Mitte 20 stößt bei einer Familienfeier zufällig auf ein altes Foto, das ihren Großvater in SS-Uniform zeigt.

In der Folge beginnt die junge Frau eine Spurensuche in der eigenen Familiengeschichte, die sie von Wien über Warschau bis nach Ausschwitz führt - und bei der sie erfahren wird, dass ihre Vorfahren viel mehr Täter, als Opfer waren. Die Vergangenheitsbewältigung führt hier über die Enkelgeneration, ein Zugang, der durchaus neue Aspekte berge, so Barbara Albert - deren Großvater selbst bei der SS war, und deren Vorfahren wie jene der Protagonistin aus Siebenbürgen stammen.

In der Folge verwebt Albert rund um Themen wie Herkunft, Schuld und Erinnerung generationsübergreifende Handlungsstränge, wobei Sitas Spurensuche immer klar in der Gegenwart verankert bleibt. Das liegt zum einen an formalen Ansätzen - etwa der bewegten Kamera oder dem Soundtrack - zum anderen daran, dass zu Beginn des Films viele verschiedene Erzählstränge aufgemacht werden, die der Spurensuche der Protagonistin, zwischen Partys, One-Night-Stands, und ihrer Arbeit für eine Casting Show etwas Zufälliges verleihen.

Immer wieder streift Albert dabei das Thema Occupy, zeigt Demonstrationen und Hausbesetzungen, und setzt dann den politischen Kontext der Protagonistin in eine historische Klammer.

Mit Sita als zentraler Protagonistin werden dann immer wieder einzelne Handlungsstränge aus den ersten Minuten aufgegriffen. Rhythmisch inszeniert - die Handlung vorantreibend. Zugleich aber ist Albert durch die historischen Konstellationen der Handlung gezwungen zu verdichten, was einige Szenen etwas naiv wirken lässt, manchmal metaphorisch überzeichnet, aber nichts desto trotz spannend erzählt.

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Die Lebenden