50 Jahre Rolling Stones
Keiner weiß, wie sie es geschafft haben, am wenigsten sie selbst: Die Rolling Stones haben 50 Jahre im Rockgeschäft überlebt. Die Superstars ohne Ablaufdatum feiern diesen runden Geburtstag mit einem neuen "Greatest Hits"-Album und einer Mini-Konzerttournee in England und den USA. Am Wochenende treten die Stones in der Londoner O2-Arena auf.
8. April 2017, 21:58
Die Stones werden einmal mehr ihrem Spitznamen „Kings of Cash“ gerecht. Die exorbitanten Kartenpreise haben aber selbst treueste Anhänger verärgert. Auf Wiederverkaufsseiten im Internet tauchten Tickets für umgerechnet 15.000 Euro auf.
Morgenjournal, 22.11.2012
Mick Jagger traf Keith Richards 1961 mit Platten unterm Arm am Bahnhof in Dartford, Sie verabredeten sich, um Musik zu hören. Der Rest ist Geschichte. 50 Jahre Sex, Drugs and Rock'n'Roll später ist Mick Jagger freudig überrascht, am Leben zu sein und arbeiten zu können, die Proben für die Jubiläumskonzerte laufen gut. Jagger denkt noch längst nicht an den Ruhestand, die Gefahr, Songtexte zu vergessen, besteht nicht, sagt der 69-Jährige.
Ronnie Wood, nach 37Jahren immer noch eine Art Gastspieler in der Band, kann sich heute nicht erklären, was die Rolling Stones so einzigartig und erfolgreich macht.
Keith Richards stolzester Moment seiner Karriere war das erste Konzert 1962, seitdem freut er sich immer auf den nächsten Gig, er ist ja auch erst 69 Jahre alt. Fast 150 Live-Konzerte auf der ganzen Welt haben die Stones absolviert, sie sind die Erfinder großer Tourneen, sagt Scott Rowley, Herausgeber des "Classic Rock Magazines": "Sie sind größer als eine Rock'n'Roll-Band, sie sind eine Touristenattraktion, eine Art Disneyland. Die Leute wollen sie noch einmal sehen, bevor die Band aufhört. Warum machen sie weiter? Die Stones sind immer noch ehrgeizig und wollen die größte Rockband der Welt bleiben."
Beatles vs. Stones
Das Bad-Boys-Image funktionierte damals wie auch heute, die Beatles waren die ordentlich gekämmten Jungs, die Rolling Stones die dunkle Konkurrenz: "Ironischerweise war es in Wirklichkeit genau umgekehrt: Die Beatles kamen aus Sozialsiedlungen in Liverpool und waren harte Kerle, die dir den Schädel einschlagen konnten. Die Stones waren die vornehmen Jungs aus Südengland, die in die Kunstschule gingen. Aber ihre Musik war dunkel, Blues beeinflusste sie stark, sie nahmen Drogen und praktizierten freie Liebe."
Zum 50-jährigen Bühnenjubiläum gehört fast zwangsläufig auch eine Sammlung mit den größten Hits der Rolling Stones, die bereits erschienen ist. Mit "Doom And Gloom" und "One More Shot" gibt es sogar zwei neue Kompositionen, sie reichen aber nicht an die alten Klassiker heran, sagt Scott Rowley: "Heute sind sie musikalisch gesehen nicht mehr relevant, sie sind keine kreative Kraft mehr, 'Doom and Gloom' ist zwar eine ordentlich gemacht Single, aber seit Ronnie Wood in der Band ist, haben sie keine großartigen Alben gemacht, das ist wohlgemerkt nicht Ronnies Fehler."
Die Band hat aber eine ungebrochene Dynamik und Symbolkraft, sie steht für den Beginn des Pop-Zeitalters. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem, die Konzerte in London waren binnen Minuten ausverkauft. Im Internet werden Karten noch zu exorbitanten Preisen angeboten, Fans der ersten Stunde, wie Ulrich Schröder, der Leiter des Hamburger Rolling-Stones-Museums, sind wütend. Der Konzertveranstalter teilt mit, die Preise seien mit ähnlichen großen Shows vergleichbar. Altersvorsorge hat beim Stones-Management offenbar höchste Priorität.