Griechenhilfe: Hoffnung auf Stabilisierung?

Griechenland ist gerettet, wieder einmal und wieder einmal vorerst. Wird es der griechischen Regierung gelingen, ihre Sparversprechen weiter einzuhalten? Für den Politologen Christos Katsioulis von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Athen ist das eine offene Frage. Er hofft aber darauf, dass sich die Lage des Landes nun endlich stabilisieren kann.

Mittagsjournal, 27.11.2012

Politologe Christos Katsioulis im Gespräch mit Paul Kraker

Warten auf Wachstum

Die Erleichterung in Griechenland sei riesig, nach der großen Anspannung letzte Woche, sagt der Politologe Christos Katsioulis im Ö1-Gespräch. Allerdings: Ob Griechenland die Sparzusagen tatsächlich einhalten kann, ist für Katsioulis offen: "Man soll sich in Griechenland mit Prognosen zurückhalten." Er geht davon aus, dass die Zusagen eingehalten werden, dass aber die Ergebnisse nicht so hoch sein werden wie vermutet. Wie bisher könne es auch im nächsten Jahr passieren, dass die Rezession stärker ist als erwartet. Die große Schwierigkeit ist nach wie vor, Wachstum zu schaffen und Investitionen anzulocken, bestätigt der Politologe. Parallel zur Sparpolitik brauche es auch Wachstumsanreize etwa im Tourismus und bei erneuerbarer Energie. Das sei bisher nicht der Fall.

Hoffnung auf Stabilität

Der einzelne Grieche wird von den neuerlichen Milliarden-Geldspritzen unmittelbar nichts spüren, bestätigt Katsioulis. "Aber er wird hoffentlich spüren, dass sich die Situation stabilisiert. Seit einem Jahr oder länger ist es so, dass Griechenland immer am Abgrund hängt und immer unklar ist, wie es weitergehen wird. Ich hoffe, dass sich die Entscheidung so auswirkt, dass endlich einmal Stabilität einkehrt und dass man sich den Strukturreformen und den Fragen des Wachstums in Ruhe zuwenden kann."

Extreme im Aufwind

Offen ist allerdings auch die politische Entwicklung. Die radikalen Kräfte auf der linken und der rechten Seite hätten sich innerhalb eines Jahres von 50 auf 70 Prozent gesteigert - eine Reaktion darauf, dass die Regierung bisher nur schmerzhafte Einschnitte verkündet hat. Dieser Trend könne sich schnell drehen, wenn die Regierung im nächsten und übernächsten Jahr auch einmal positive Nachrichten zu überbringen hätte und ein Licht am Ende des Tunnels erkennbar würde, ist Katsioulis vorsichtig optimistisch.