UNO-Tribunal spricht Haradinaj frei

8. April 2017, 21:58

"Keine glaubwürdigen Beweise"

Die Vorwürfe wurden nach Meinung des Tribunalssenates nicht bewiesen. Er ordnete die sofortige Freilassung der Angeklagten an. Den Angeklagten waren Folterungen und Morde an mindestens acht Gefangenen in einem Gefangenenlager der "Befreiungsarmee" (UCK) im westkosovarischen Dorf Jabllanica im Sommer 1998 zur Last gelegt worden. Unter den Opfern waren zwei Serben, die anderen waren Roma und Albaner. Die Ankläger hätten keine glaubwürdigen Beweise dafür geliefert, dass Ramush Haradinaj von irgendwelchen Straftaten in Jabllanica gewusst habe, stellte der Tribunalssenat fest. Auch die Teilnahme der Angeklagten an einem gemeinsamen verbrecherischen Vorhaben, das darauf abzielen sollte, die UCK-Kontrolle in der westkosovarischen Region Dukagjin zu sichern, sei von den Anklägern nicht durch direkte Beweise nachgewiesen worden. Der Tribunalsenat verwies auch darauf, dass einige Zeugen der Anklage in ihren Aussagen "unkonsequent und unzuverlässig" waren.

Prozess seit 2008

Haradinaj und Balaj, ein ehemaliger Befehlshaber einer UCK-Sondereinheit, waren bereits in einem ersten Gerichtsverfahren im Jahre 2008 von Kriegsverbrecher-Vorwürfen freigesprochen worden. Brahimaj, einstiger UCK-Angehöriger in Jabllanica, war damals zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Die Berufungsinstanz hatte im Juli 2010 die Haftstrafe für Brahimaj bestätigt und eine Teilwiederholung des Prozesses, eine erste vor dem UNO-Tribunal, angeordnet. Diese hatte im August 2011 begonnen.

In Zentrum von Prishtina wurde der öffentlich übertragene Urteilsspruch mit einem Feuerwerk begrüßt. Mit Applaus reagierten im Saal des UNO-Tribunals auch Familienangehörige der Angeklagten.

Reihe von revidierten Urteilen

Erst vor zwei Wochen hatte das Haager Tribunal die kroatischen Ex-Generäle Ante Gotovina und Mladen Markac am Freitag überraschend freigesprochen und die sofortige Freilassung angeordnet. (Text: APA, Red.)