Boku: Ungarische Müllsammler legalisieren

Vor allem in Gemeinden am Land sind Müllsammler aus Ungarn seit Jahren regelmäßig unterwegs. Mit Klein-Lkws bringen sie jedes Jahr rund 70.000 Tonnen Sperr,üll in unser Nachbarland - und das zum Teil illegal. Ein EU-Projekt unter Leitung der Universität für Bodenkultur macht jetzt Vorschläge, wie dieses "informelle" Müllsammeln für alle Beteiligten besser funktionieren kann.

Mittagsjournal, 3.12.2012

Problem Müllsammler

Es ist in vielen Gemeinden Ostösterreichs gängige Praxis: Wer seine alten Ski-Schuhe, das Gitterbett oder die Matratze nicht mehr braucht, stellt die Dinge einfach vor das Haus. In wenigen Tagen ist der Sperrmüll verschwunden – ein Müllsammler hat die Dinge abgeholt.

Rund 3.000 dieser Sammler aus Ungarn sind regelmäßig hierzulande unterwegs – und sie machen sich dabei teilweise strafbar. Nämlich dann, wenn sie nicht nur Gegenstände mitnehmen, die wiederverwendet werden können, sondern zum Beispiel auch kaputte Elektrogeräte oder Altmetall, wie durchgerostete Dachrinnen. Strafbar machen sich in diesem Fall übrigens auch jene, die diesen Müll vor das Haus stellen – denn der müsste eigentlich bei einem Mistplatz entsorgt werden.

Rechtssicherheit durch Übergabelisten

Die Universität für Bodenkultur in Wien hat sich daher in einem EU-Projekt überlegt, wie man dieses Müllsammeln in rechtlich geordnetere Bahnen lenken kann. Gemeinsam mit Partnern in Ungarn hat man einen Verein geschaffen, der die Müllsammler schult. Dabei erfahren sie, welchen Müll sie legal mitnehmen dürfen, und welchen nicht. Das Ziel ist es auch, dass die Sammler ihre Abholtermine vorher, zum Beispiel per Flugblatt, ankündigen und bei der Abholung eine unterschriebene Übergabeliste von den Haushalten bekommen. So sind sie bei einer Polizeikontrolle rechtlich abgesichert, sagt Gudrun Obersteiner von der Boku Wien: "Was uns wichtig ist: Auf diesen Übergabelisten und den Anfragen ist eben auch vermerkt, dass sich auch der Haushalt strafbar macht, wenn er Nicht-Funktionsfähiges weitergibt, wo auch an die Haushalte kommuniziert wird: Es ist gut, richtig und wichtig, Abfälle zu vermeiden und wiederzuverwenden. Aber wir sind keine Entsorger. Alles was kaputt ist, bitte in die normale Entsorgungsschiene."

Illegale Deponien keine Gefahr

Grundsätzlich sei es durchaus zu begrüßen, wenn wiederverwendbare Gegenstände nicht im Müll landen, sondern auf Flohmärkten in Ungarn, sagt Gudrun Obersteiner. Denn das helfe Müll zu vermeiden. Die Gefahr, dass vieles später in Ungarn aussortiert wird, und auf illegalen Deponien landet, sehen die Projektleiter nicht. Das allermeiste werde tatsächlich in Ungarn weiterverwendet.