Türkei-Ausstieg: Verbund ändert Strategie
Der heimische Stromkonzern Verbund gibt das Türkei-Geschäft wieder ab. Es geht an den deutschen Energiekonzern E.ON, im Gegenzug übernimmt der Verbund von E.ON mehrere Wasserkraftwerke in Deutschland. Die deutschen Kraftwerke passten besser zur Strategie des Verbunds, künftig ausschließlich auf erneuerbare Energie zu setzen, so Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 4.12.2012
Konzentration auf Wasserkraft
Der Verbund ist vor fünf Jahren zu 50 Prozent in das türkische Projekt Enerjisa eingestiegen, das neben Wasser- auch Gaskraftwerke betreibt und ein Braunkohlekraftwerk plant. Partner in diesem Joint Venture war die türkische Sabanci Holding. Nun verabschiedet sich der Verbund aus dem Gemeinschaftsprojekt, denn man wolle künftig nur mehr in erneuerbare Energien und vor allem in Wasserkraft investieren, sagt Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber: "Unser Fokus heißt Wasserkraft, dort kommen wir her, das ist unsere DNA."
Weiter mit Kraftwerk in Türkei
Schon seit Wochen ist über einen Türkei-Ausstieg des Verbunds spekuliert worden, nun wurde er konkret gemacht, und zwar mit einem Tauschgeschäft: Die Anteile des Verbunds übernimmt der deutsche Energiekonzern EON. Im Gegenzug bekommt der Verbund von EON acht Wasserkraftwerke in Deutschland. Von einer Flucht aus der Türkei könne man also nicht reden, so Anzengruber. Außerdem sei der Verbund weiterhin in der Türkei mit einem Wasserkraftwerk vertreten.
Mehr Ertrag
Der Anteilstausch hat ein Volumen von insgesamt eineinalb Milliarden Euro. Der Deal rentiere sich für den Verbund nicht nur wegen mehr Präsenz im Markt für erneuerbare Energie, so Anzengruber, sondern auch, weil die neu erworbenen E.ON-Kraftwerke ab sofort 80 Millionen Euro Ertrag pro Jahr bringen. Auf die Frage, ob der Verbund auf dieses schnelle Geld angewiesen sei, weil es der Firma vielleicht schlecht gehe, sagt Anzengruber: "Der Verbund hat eines der besten Ratings der E-Wirtschaft in Europa, so schlecht kann's uns also nicht gehen. Geld ist aber immer was Gutes."
Gut für EON-Strategie
Auch der deutsche Energiekonzern E.ON verspricht sich von dem Deal eine strategische Stärkung. E.ON leidet nämlich unter dem deutschen Atomausstieg - in neuen Wachstumsmärkten wie der Türkei Fuß zu fassen, kommt E.ON gerade recht, sagt Vorstand Bernhard Reutersberg: Man wolle das Geschäft in den außereuropäischen Märkten weiterentwickeln. Durch den Anteilstausch mit dem Verbund komme man in dieser Strategie ein großes Stück weiter. Der Anteilstausch zwischen E.ON und dem Verbund wird dann Anfang 2013 in die Tat umgesetzt.