Paco de Lucia im Wiener Konzerthaus

Heute Abend gastiert im Wiener Konzerthaus Paco de Lucia, einer der bekanntesten Gitarristen der Welt. Für viele ist er der beste lebende Flamenco-Gitarrist. Ein Porträt des Künstlers.

Mittagsjournal, 4.12.2012

Seit "Entre dos aguas" aus dem Jahr 1986 gilt Paco de Lucia als führender Gitarrist des Flamencos. Der jetzt 65-Jährige blickt auf eine lange Karriere als Musiker zurück. Schon im zarten Alter von fünf Jahren gibt ihm sein Vater Gitarrenunterricht. Francisco Sánchez Gómez - das ist sein bürgerlicher Name - stammt aus einer musikalischen Familie, seine zwei Brüder sind: der Eine Flamenco-Gitarrist, der Andere Flamenco-Sänger.

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt ist er erst elf Jahre alt. Mit 14 arbeitet er in der Tanzcompagnie José Greco, so lernt er bekannte Gitarristen kennen, und vor allem den legendären Sänger Camaron de la Isla. Zwölf Produktionen werden die beiden miteinander einspielen.

Auf Anraten seiner Vorbilder startet Paco de Lucia eine Solokarriere. Seine erste Platte erscheint 1965 - da ist er gerade 18 - und nach einem Konzert im Madrider Teatro Real ist er auch einem breiten Publikum ein Begriff. "Gitarre spielen ist sehr schwer, es verlangt viel Mühe, aber es gefällt mir, es ist meine Leidenschaft, aber manchmal bringt es mich um", sagte Paco de Lucia.

Erfolg des Flamencos "Genugtuung"

Sein präzises, klares Spiel hat eine ganze Generation von Flamenco-Gitarristen beeinflusst. "Der Flamenco ist die Musik Andalusiens", sagt de Lucia. "Sie hat sich inzwischen nicht nur in ganz Spanien verbreitet, sondern in allen größeren Städten der Welt gibt es Flamenco-Tänzer oder -Gitarristen. Das gefällt mir sehr gut, denn dafür habe ich gearbeitet, und der Erfolg des Flamenco ist für mich eine große Genugtuung, nicht mein persönlicher Erfolg, sondern der Erfolg des Flamenco!"

Doch wenn der Flamenco seine Heimat ist, war Paco de Lucia immer auch neugierig auf andere Genres. So hat er mit Larry Coryell und Chick Corea gearbeitet, und ist auch, wie in Wien, mit den beiden Gitarristen John McLaughlin und Al di Meola aufgetreten.

Das "Hier und Jetzt"

Paco de Lucia spielt auch klassische Stücke, etwa von Manuel de Falla. Seine Einspielung von Joaqín Rodrigos "Concierto de Aranjuez" aus dem Jahre 1991 - übrigens in Anwesenheit des Komponisten - ist Legende.

"In meinem Alter denkt man nicht an die Zukunft, man denkt an das Hier und Jetzt, gesund zu bleiben, in den Minuten, Stunden, Monaten oder Jahren, die einem noch bleiben", meint der Künstler. "Ich komponiere sehr gern und ich spiele sehr gern Gitarre. Auf der Bühne zu stehen gefällt mir weniger. Ich bin lieber zu Hause, komponiere und mache eine Platte!"

Heute Abend wird Paco de Lucia auf der Bühne des Wiener Konzerthauses stehen. Ein Konzert, das seit Wochen ausverkauft ist.

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