Rabenhof Theater: 100 Jahre Jura Soyfer

Am 8. Dezember jährt sich zum 100. Mal der Geburtstag von Jura Soyfer. Der Schriftsteller, Journalist und Kabarettautor starb 1939 im KZ Buchenwald im Alter von nur 26 Jahren.
Sein Werk, zum Teil im Konzentrationslager entstanden, wurde später in über 30 Sprachen übersetzt. Am Abend fand im Wiener Rabenhof-Theater eine Jura-Soyfer-Gala statt.

Morgenjournal, 5.12.2012

Gesellschaftliche und politische Entwicklungen seiner Zeit analysierte Jura Soyfer satirisch und scharfsinnig. 1912 in der Ukraine geboren, kam er 1921 als Flüchtling nach Wien und wuchs in Wien-Erdberg auf, unweit des Rabenhofes, wo die Gala zu Ehren Jura Soyfers stattfand. Vor ausverkauftem Saal rezitierte der Schauspieler und Kabarettist Josef Hader etwa aus dem Volksstück "Broadway Melodie 1492", das von der Ankunft der europäischen Kolonialherren in Amerika erzählt.

Die Musikgruppe "Die Schmetterlinge" spielten im Rabenhof ihre Vertonungen von Soyfer-Texten, mit denen sie in den 1970er Jahren zu einer Wiederentdeckung des jung verstorbenen Autors beitrugen. Seine Forderung nach einer solidarischen Gesellschaft entsprach dem Weltbild der sogenannten 68er-Generation.

Vom Literaten Heinz R. Unger, der sich ebenfalls seit den 1970er Jahren mit Soyfer beschäftigt, gab es ein Gedicht aus dieser Zeit zu hören, das die Courage des politisch verfolgten Autors hervorhebt. Dass die Gesellschaftskritik, die der Kommunist Soyfer in den 1930er Jahren bis zu seiner Ermordung äußerte, auch auf die Gegenwart anwendbar ist, verdeutlichte der Beitrag von Doron Rabinovici.

Die Jura-Soyfer-Gala im Rabenhof verlief abwechslungsreich und lustig, ein wenig sentimental auch. Die Textauswahl und vor allem die Beiträge der jungen Autorinnen und Liedermacher veranschaulichten, dass Jura Soyfers Gedanken zu einer würdevollen, gerechten Gesellschaft immer noch Gültigkeit haben und angesichts der angespannten Wirtschaftslage heute neu gelesen werden können.