Wirtschaftsexperte Schuh zur Herbstlohnrunde

Wirtschaftsexperte Ulrich Schuh vom Arbeitgeber-nahen Wirtschaftsinstitut Eco Austria analysiert die - seiner Meinung nach "überraschend hohen" - Lohnabschlüsse bei diesen Herbstverhandlungen.

Morgenjournal, 6.12.2012

Wirtschaftsexperte Ulrich Schuh von Eco Austria im Gespräch mit

Handels-KV "erstaunlich hoch"

Wirtschaftsexperte Ulrich Schuh vom Arbeitgeber-nahen Wirtschaftsinstitut Eco Austria spricht über die Lohnabschlüsse in diesem Herbst. Gerade den Abschluss im Handel findet er "erstaunlich, weil dort üblicherweise nicht jene Produktivitätszuwächse auftreten, die vergleichbare Lohnabschlüsse ermöglichen." Der Handel ist eine Niedriglohnbranche mit vielen Teilzeitbeschäftigten. Der Lohnzuwachs könnte der Wirtschaft zugutekommen, weil das Geld durch den Konsum wieder zurückfließt. Für den Experten ist der Abschluss "im Grunde auch mit der Wirtschaftsleistung heuer vereinbar." Schuh verweist aber auf eine schwierige wirtschaftliche Situation im nächsten Jahr.

Branchenspezifische Besonderheiten beachten

Schwierig waren die Lohnrunden heuer, so haben die Metaller erstmals nach Fachbereichen getrennt verhandelt. Dass wieder gemeinsame Lohnverhandlungen stattfinden werden, glaubt Wirtschaftsexperte Schuh nicht. "Die österreichischen Lohnverhandlungen haben sich immer dadurch ausgezeichnet, dass man auf branchenspezifische Bedingungen Rücksicht genommen hat. Ich glaube, dass man diesen Weg auch im nächsten Jahr weiter beschreiten wird", sagt Schuh und fährt fort: "Wir befinden uns schon jetzt in einer Stagnations-, fast Rezessionsphase. Es ist eher davon auszugehen, dass die Inflation wieder leicht zurückgehen wird, das heißt, die Lohnabschlüsse werden im nächsten Jahr dazu beitragen, dass die reale Kaufkraft steigen kann."

Prognose: schwierige Verhandlungen 2013

Gefragt, wie lange es dauern wird, bis die Arbeitnehmer wieder eine spürbare Lohnerhöhung erwarten können, verweist der Experte auf die vergangenen Jahre, die "gezeichnet waren von kräftigerem Lohnauftrieb, der auf die günstige Arbeitsmarktsituation zurückzuführen ist."

Die frühen Streikdrohungen der Gewerkschaft sind für Schuh nicht der Grund gewesen für die Verhandlungsergebnisse. "Die Arbeitnehmervertreter haben sicherlich davon profitiert, dass die Arbeitsmarktlage in Österreich zurzeit durchaus gut ist, das Beschäftigungswachstum ist außerordentlich hoch. Die Arbeitslosigkeit steigt zwar, aber nicht dramatisch. Das stärkt die Position der Arbeitnehmervertreter, die wissen, dass es nächstes Jahr schwieriger sein wird, Lohnforderungen durchzusetzen", erklärt Schuh.

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