Bildungsforscher kritisieren Bildungsstandards

Für nur bedingt aussagekräftigt halten Bildungswissenschafter die gestern von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) präsentierten Bildungsstandards. Es sei zwar sinnvoll, die Kompetenzen der 14-Jährigen in Mathematik zu erheben, aber absolute Schlüsse für den tatsächlichen Zustand der Schule seien nur schwer daraus zu ziehen.

Mittagsjournal, 12.12.2012

Gezielte Maßnahmen

51 Prozent der 14-jährigen Wiener Pflichtschüler schaffen nicht einmal einfachste mathematische Aufgaben. Für die Wiener Bildungspsychologin Christiane Spiel ergeben sich daraus mehr Fragen als Antworten. Auf keine Fall dürfe es so sein wie so oft in Österreich, "dass wir sagen, wir suchen einmal die Schuldigen", so Spiel. Wichtiger wäre zu fragen, was man tun könne um Kinder zu unterstützen, die von ihrer familiären Umgebung her weniger Chancen haben. Dabei müsse man von Gießkannenprinzip weggehen und gezielte Maßnahmen dort setzen, wo es besonders viele Kinder mit Migrationshintergrund gebe. "Studien in Deutschland zeigen, dass das wirklich wirkt", betont Spiel.

"Unfairer Vergleich"

Der Wiener Bildungswissenschaftler Stefan Hopmann ist zwar dafür, dass man die soziale und kulturelle Herkunft der Schüler in den Bildungsstandards berücksichtigt, aber man dürfe nicht so tun, als ob das Ergebnis der Studien eine Leistung der Schule wäre. Es gebe aber neben der Schule und der sozialen Herkunft noch "hundert andere Gründe", die maßgeblich sein könnten. Den sogenannten fairen Erwartungswert hält Hopmann für eine Verzerrung - ein Wert der, Kindern benachteiligter Herkunft von vornherein weniger zutraut. Das sei in Wahrheit ein unfairer Vergleich und eine fatale Botschaft an die Beteiligten. So werden die Bildungsstandards also von der Wissenschaft durchaus kritisch gesehen.