Gesellschaftsphänomen Weltuntergang
Die letzten Tage der Menschheit haben begonnen - so sehen es zumindest all jene, die an einen Weltuntergang am 21. Dezember glauben. Mit diesem Datum endet einer von mehreren Maya-Kalendern: die sogenannte "Lange Zählung". Doch was von den daraus resultierenden Weltuntergangsphantasien zu halten? Und woher kommen sie überhaupt?
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 15.12.2012
"Erschöpfung der Gesellschaft"
Werbespots und Lifestyle Magazine beschäftigen sich seit Wochen damit, Weltuntergangspartys werden organisiert und Online-Wetten abgeschlossen. Und zwar auf beide Ereignisse - auf das bevor stehende Ende der Welt ebenso wie auf deren Weiterbestand. An letzteren glaubt die guatemaltekische Maya-Priesterin Vilma Poz, was sie auch online öffentlich verkündet: "Unser Maya-Kalender sagt und, dass ein neuer Zyklus beginnt. Das Jahr 2013 kommt auf uns zu. Dessen Symbol der Wind ist. Wir werden ruhigen Wind haben, wir werden ruhiger atmen."
Kulturelle Insider wie eben die Maya-Priesterin Vilma Poz sehen die Sache also gelassen. Stellt sich die Frage, warum die Ankündigungen vom Weltuntergang dennoch so breite Resonanz finden. Eine mögliche Erklärung dafür liefert Trendforscher Andreas Reiter: "Der Grund, warum das jetzt so den Nerv trifft, ist sicher so eine allgemeine Erschöpfung der Gesellschaft. Ständig gibt es Krisenszenarien."
Es waren nicht die Maya
Tatsächlich waren es ursprünglich nicht die Maya, die vor uralten Zeiten ein Weltenende am 21. Dezember 2012 prophezeiten, sondern Esoterikfans der 1970er-Jahre. Sie bezogen sich dabei auf den amerikanischen Anthropologen und Maya-Experten Michael Coe, der in seinen Büchern erstmals das Ende der sogenannten "Langen Zählung" der Maya erwähnt hatte. Darauf weist der deutsche Wissenschaftsjournalist Bernd Harder in seinen Vorträgen wiederholt hin: Damals, "New-Age-Zeitalter", habe man auf einen Bewusstseinswandel gewartet, und da seien solche Bücher gerade recht gekommen. Die New-Age-Bewegung habe das begeistert aufgegriffen und auf ihre Weise weiter geführt.
Was bei den einen ironisches Lächeln hervorruft, verursacht bei anderen tatsächliche Ängste - allen voran bei Kindern. Sie schnappen vielfach Dinge auf, ohne einordnen zu können, was ernst zu nehmen ist und was nicht. Der Religionspädagoge Martin Jäggle plädiert dafür, daraus resultierende Furcht nicht zu tabuisieren sondern in der Familie offen aufzuarbeiten. Aber auch die Schule wäre verpflichtet, dieses kollektive, gesellschaftliche Phänomen zum Thema zu machen.