Das Bundesheer und die Frauen

Im Werben für ein Berufsheer bringt die SPÖ jetzt die Frauen ins Spiel. Sollte die Wehrpflicht abgeschafft werden, dann werde sich der Frauenanteil im Bundesheer massiv erhöhen, schätzen Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Verteidigungsminister Norbert Darabos (beide SPÖ). Das hätten Erfahrungen in anderen Ländern gezeigt.

Mittagsjournal, 17.12.2012

Nur zwei Prozent Frauen im Berufskader

Im Augenblick hält sich das Interesse der Frauen am österreichischen Bundesheer in Grenzen. Der Berufskader weist momentan einen Frauenanteil von nur zwei Prozent auf. Das hat laut Einschätzung von Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) zwei Gründe. Erstens sei das Heer in seiner Struktur sehr auf Männer zugeschnitten, und zweitens habe sich das Bundesheer bisher nicht sehr um Frauen bemüht, da ihm ohnehin die Grundwehrdiener zur Verfügung stehen. "Ein Arbeitgeber, der automatisch 23.000 Arbeitskräfte im Jahr – salopp gesagt – aufs Auge gedrückt bekommt, der muss nicht intensiv nach Personal suchen und der bemüht sich nicht um eine neue, bisher ungenützte Schicht, um neue Potenziale, wie es eben beim österreichischen Bundesheer auch Frauen darstellen würden", sagt Darabos.

Änderungen seien hier überfällig, findet Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): "Ich glaube, dass es hoch an der Zeit ist, die männlich gewachsenen Strukturen beim österreichischen Bundesheer aufzubrechen und durch das Möglichwerden des Wissens und des Know-hows von Frauen einfach vielfältiger werden zu lassen."

Die Abschaffung der Wehrpflicht würde mehr Frauen zum Heer bringen.

Darabos: 15 Prozent Frauen im Endausbau

"Ich bin davon überzeugt, dass ein Umstieg auf ein Berufsheer mit Freiwilligenkomponente einen signifikant höheren Frauenanteil im österreichischen Bundesheer bringen würde, dass das Hand in Hand gehen würde", glaubt zumindest Verteidigungsminister Norbert Darabos, der sich auf internationale Beispiele beruft. In der irischen Berufsarmee gäbe es einen Frauenanteil von sechs Prozent, in Deutschland zehn, in Tschechien elf, in Schweden 15 Prozent. Darabos rechnet damit, dass sich der Frauenanteil beim österreichischen Heer von derzeit zwei Prozent durch die Umstellung auf ein Berufsheer schon innerhalb eines Jahres deutlich erhöhen würde, denn dann müsste man sich aktiv um Soldatinnen bemühen: "Das irische Beispiel würde ich anstreben, dass wir sechs Prozent Frauen im Jahr 2015 hätten. Ich würde in der Endausbauphase mit 15 Prozent Frauenanteil im österreichischen Bundesheer rechnen", erklärt Darabos.

Keine Wehrpflicht für Frauen

Ein Berufsheer wird sehr wohl interessant sein für Frauen, glaubt die Frauenministerin: "Es beruht auf Freiwilligkeit, es ist attraktiv Karriere zu machen und es würde sicherlich diesen Ausgleich der Geschlechter bringen. Ich bin davon überzeugt, dass sich Frauen melden würden."

Wovon aber weder Heinisch-Hosek noch Verteidigungsminister Darabos etwas wissen wollen: eine Wehrpflicht für Frauen. Das kommt für beide nicht in Frage.

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