KSV: Fast 10.000 Privatkonkurse

8. April 2017, 21:58

Pleitenbrennpunkt Wien

55.000 Euro Schulden hat jemand im Durchschnitt, wenn er oder sie in Privatkonkurs geht. Gründe dafür gibt es viele: gescheiterte Selbständigkeit, Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Scheidung. Aber auch ein sorgloser Umgang mit Geld und Selbstüberschätzung kann zu hohen Schulden führen. In den letzten Jahren stetig gestiegen ist die Zahl der Privatkonkurse in Wien, sagt Georg Kantner vom Kreditschutzverband 1870. Er sieht darin ein Großstadt-Phänomen, die Menschen am Land seien besser abgesichert, sie hätten oft Liegenschaften und könnten leichter bei Verwandten wohnen, wenn sie die Miete nicht bezahlen können. Zugenommen haben die Privatkonkurse heuer auch im Burgenland, in Niederösterreich und in Vorarlberg.

Mehr Mut zum Konkurs

Grundsätzlich sei es zu begrüßen, wenn jemand in Privatkonkurs geht - denn in den allermeisten Fällen bedeutet das, das jemand seine Schulden dauerhaft los wird. Allerdings müssen die Schuldner über einen Zeitraum von fünf bis sieben Jahren einen Teil der Schulden zurückzahlen. Was sich gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten viele nicht zutrauen. Hier wünscht sich Hans-Georg Kantner mehr Ermutigung, immerhin gebe es in Österreich immer noch rund 100.000 Menschen, bei denen ein Privatkonkurs helfen könnte.

Pleiten nach Gründer-Boom

Was die Insolvenzen bei den Unternehmen angeht, so hat sich die heimische Wirtschaft heuer gut geschlagen, die Zahl der Insolvenzen hat um 2,4 Prozent zugenommen, im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern ein guter Wert. Auffallend stark gestiegen sind die Insolvenzen im Burgenland, was sich aber durch einen Gründer-Boom in den letzten Jahren erklärt. Im kommenden Jahr werden die Unternehmensinsolvenzen zunehmen, allerdings mit einem Plus von fünf bis sieben Prozent nicht allzu stark, erwartet der Kreditschutzverband.