Votivkirche: Flüchtlinge im Hungerstreik

Weil es gegen die Campierverordnung verstößt, hat die Wiener Polizei heute Früh das Asylwerbercamp vor der Wiener Votivkirche aufgelöst. Es gab dabei zwei Festnahmen und Anzeigen gegen 19 Unterstützer der Asylwerber. Rund 40 von ihnen aber harren weiter in der Wiener Votivkirche aus und forden Gespräche mit politisch Verantwortlichen.

Abendjournal, 28.12.2012

Einige Asylwerber im Hungerstreik

Die Räumung des Camps sorgt für Verunsicherung unter den rund vierzig Asylwerbern in der Votivkirche. Zwei von ihnen sind festgenommen worden, weil sie keinen legalen Aufenthaltsstatus haben. Auch in der Kirche dürften einige sein, die sich illegal in Österreich aufhalten. Ein Sprecher kritisiert: "Wir sind seit einer Woche im Hungerstreik. Aber es wird auf uns nur Druck ausgeübt und keine hochrangige Person kommt, um mit uns zu sprechen. Wir werden auch zu trinken aufhören."

Die Asylwerber sind in ärztlicher Betreuung, sechs wurden heute ins Krankenhaus gebracht, zumindest vorübergehend. Unter anderem durch Elektrolytinfusionen sollten sie zu Kräften kommen, sagt ein betreuender Arzt von den evangelischen Johannitern.

Forderungen erneuert

Das sogenannte Kirchenasyl bleibt laut Caritas-Direktor Michael Landau aufrecht: "Es gibt das ganz klare Commitment der Erzdiözese Wien, dass die Kirche die Menschen, die hier Schutz suchen, nicht im Sticht lässt. Und es gibt die Zusage der Polizei, nicht mit Gewalt einzudringen."

Vorwürfe, auch von Seiten der Caritas, die Asylwerber seien von manchen Aktivisten instrumentalisiert und aufgehetzt worden, haben die Männer in der Kirche heute zurückgewiesen. Das sei Propaganda. Erneuert wurden ihre Forderungen etwa nach besseren Quartieren und Arbeitsmöglichkeiten für sie selbst und andere Asylwerber.

Regierung schweigt

Die Grünen kritisierten heute die Campräumung durch die Wiener Polizei, das BZÖ begrüßt sie und die FPÖ fordert die Räumung der Votivkirche.

Die Bundesregierung geht auf Tauchstation, weder Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, ÖVP, noch SPÖ-Regierungsmitglieder wollen ein Interview geben oder in die Kirche kommen. Allen Betroffenen sei aber die Unterbringung in Asylquartieren oder Caritas-Notquartieren angeboten worden.