Tumulte bei Vergewaltigungs-Prozess

In Indien haben heute erstmals jene fünf Männer vor Gericht ausgesagt, die im Dezember eine junge Frau so brutal vergewaltigt und misshandelt haben, dass sie an ihren Verletzungen gestorben ist. In der indischen Bevölkerung hat der Fall heftige Proteste hervorgerufen, dementsprechend groß war der Andrang vor dem Gerichtsgebäude.

Männer vor einem Zaun in Neu Dehli

(c) Str, EPA

Abendjournal, 7.1.2013

Anwälte bespuckt

Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen werden die Beschuldigten am Vormittag in den Gerichtsaal geführt. Begleitet von Journalisten, Anwälten und hunderten wütenden Aktivisten: Wir sollten sie noch härter bestrafen als vorgesehen, sagt eine Demonstrantin. Was sie mit diesem Mädchen gemacht haben, verdient mehr als den Tod. - Das, was diese Menschen gemacht haben, ist so grauenvoll - sagt ein anderer. Das war keine Vergewaltigung. Das war Mord.

Dieser Meinung sind auch viele Gerichtsangestellte. Als sich zwei Anwälte bereit erklären, die Männer vor Gericht zu verteidigen, werden sie von Kollegen im Saal attackiert und bespuckt. Die Richterin muss den Saal räumen lassen: Wenn sie schuldig gesprochen werden, könnt ihr sie hängen, verteidigt sich einer der Anwälte. Aber sie sollten zumindest eine gerechte Chance bekommen, sonst unterstützen wir die Gesetzlosigkeit in diesem Land. Die Beschuldigten dürfen nicht einfach aufgrund einer öffentlichen Meinung gehängt werden.

Beweise erdrückend

Die Beweislast gegen die Beschuldigten ist jedenfalls erdrückend. Laut gerichtsmedizinischer Untersuchung stimmt ihr Blut mit dem überein, das auf der Kleidung des Opfers gefunden worden ist. Fünf Männern, sie sind zwischen 19 und 35 Jahre alt, droht die Todesstrafe. Beim sechsten Beteiligten muss erst ein Knochentest beweisen, ob er überhaupt volljährig ist.

Noch diese Woche soll der Prozess beginnen, dafür ist extra ein eigenes Schnellgericht eingerichtet worden.