Kunsthalle Wien: Erstes Programm von Nicolas Schafhausen
Nicolas Schafhausen, der als neuer Leiter der Kunsthalle Wien und Nachfolger von Gerald Matt seit Oktober im Amt ist, hat heute sein Programm präsentiert - das zunächst einmal mit einer sechs-monatigen Renovierungsphase beginnt. Abgesehen von einem zehntägigen Festival geht es erst im September so richtig los mit einer Gruppenausstellung "Salon der Angst“.
8. April 2017, 21:58
Mit Ausstellungen wie dieser will Schafhausen zeigen, dass die zeitgenössische Kunst dringliche Fragen der Gegenwart aufgreift. Nicolas Schafhausen hat zuletzt das renommierte Witte-de-With-Zentrum in Rotterdam geleitet und war zweimal Kurator des deutschen Pavillons bei der Biennale in Venedig.
Mittagsjournal, 10.12.2012
Mit einem neuen Logo und frisch renovierten Räumen will Nicolas Schafhausen zeigen, dass in der Kunsthalle Wien eine neue Zeit angebrochen ist. Da die Renovierung aus dem laufenden Budget bestritten werden muss, kann Schafhausen 2013 nur eine größere Ausstellung programmieren. Obwohl das Budget mit 4,05 Mio. um 100.000 Euro geringer ist als bei seinem Vorgänger, denkt Schafhausen daran, zusätzlich noch einige neue Posten zu kreieren: einen "Curator in Residence", einen Dramaturgen, der für wissenschaftliche Recherchen zuständig sein wird, und die Vermittlung sollen aufgestockt werden. Die Kosten will Schafhausen durch Umstrukturierungen einspielen.
Außerdem soll es eine neue Publikationsreihe geben, denn Schafhausen legt besonderes Augenmerk auf die wissenschaftlichen Begleit- (explizit nicht Neben-)programme. So wird etwa der "Salon der Angst" eine große Gruppenausstellung sein, für die Künstler zum Thema Panikattacken, Phobien und Depressionen arbeiten, zusätzlich gibt es Vortragsreihen von Expert/innen aus Sozial- und Politikwissenschaft oder Psychiatrie. Dass in der heutigen Welt niemand mehr über vollständige Kontrolle verfügt, erzeugt Angst, sagt Schafhausen. Nicht erst seit 9/11 sei die Angst zum politischen Instrument geworden. Angst erzeugen alle gesellschaftlichen Aspekte, mit denen wir nicht umzugehen wissen.
Bukarest Biennale 2014
Für 2014 plant Schafhausen etwa eine Ausstellung des belgischen Künstlerduos Jos de Gruyter und Harlad Thys, zwei Video- und Performancekünstler, die der Sprachlosigkeit und einer ans Absurde grenzenden Reduktion der Mittel huldigen.
Als Leiter der Bukarest Biennale 2014 wird er Bukarest mit Wien vernetzen und in der Kunsthalle eine ergänzende Brancusi-Schau zeigen. Auf die Frage, ob ihm nicht wie seinem Vorgänger Gerald Matt aus dieser Doppelbeschäftigung ein Strick gedreht werden könnte, antwortet Schafhausen, solche Synergien zu nutzen, sei in der internationalen Kunstwelt üblich. Enges Schubladendenken käme der Kunst nicht zugute.
Vielversprechend ist auch Schafhausens Ansatz, Jugendlichen die zeitgenössische Kunst als Möglichkeit zur Selbstfindung anzubieten. Jugendliche mit Migrationshintergrund will er mit Künstlern zusammen arbeiten lassen. Die Erwartungen für die nächsten Jahre in der Kunsthalle Wien: ein langer Umbau, dessen Notwendigkeit nicht ganz ersichtlich ist, wenig Ausstellungsaktivität, dafür ein innovatives Konzept mit einem stark gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Ansatz. Man darf gespannt sein.
Service
Ö1 Club-Mitglieder bekommen in der Kunsthalle Wien ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
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