Brustkrebs: Wie riskant Hormone wirklich sind
Vor rund zehn Jahren hat eine Brustkrebs-Studie aus den USA für riesigen Wirbel gesorgt. Sie besagte, dass Frauen, die in den Wechseljahren Hormone zur Linderung ihrer Probleme nehmen, ein erhöhtes Risiko hätten, an Krebs zu erkranken. Jetzt melden sich anerkannte Hormonexperten lautstark zu Wort. Die Studie sei damals fehlinterpretiert worden.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 12.1.2013
Experte: "Hormone nicht wie Bonbons verteilen"
Hormon-Therapie ja oder nein? Diese Frage quält viele Frauen, die unter Wechselbeschwerden leiden. Viele entscheiden sich dagegen, setzen sich lieber Hitzewallungen, Depressionen und Herz-Kreislaufbeschwerden aus anstatt der Gefahr, einmal Krebs zu bekommen.
Doch ist diese Gefahr wirklich gegeben? Hormon-Experten wie Johannes Huber geben leise Entwarnung. Richtig dosiert wirke sich die Gabe von Hormonen positiv aus, aber nur dann, denn: "Die Wahrheit ist, dass man Hormone nicht wie Bonbons verteilen darf, und das war in den Vereinigten Staaten der Fall."
Gesunde Frauen wurden krank
Frauen ohne Beschwerden und ohne Symptome hätten für die US-Studie Östrogene geschluckt, die sie nicht brauchten. So sei die Studie für Huber zu einem fragwürdigen Schluss gekommen.
Mit einem Beispiel verdeutlicht: Gibt man einer kerngesunden Frau über Monate hinweg schwere Medikamente, wird sie vermutlich krank, während dieselben Medikamente eine kranke Frau heilen können. Huber: "Es ist schon eigenartig, dass man Studien macht an Frauen, die keine Probleme haben und man, wenn die Resultate schlecht sind, sagt, man darf diese Hormone auch Frauen nicht geben, die Beschwerden haben."
Spezialist: "Menopause an sich muss nicht behandelt werden"
Fakt – und da sind sich die Befürworter der Hormontherapie im deutschsprachigen Raum einig – ist, dass die Gabe von Östrogen und Gestagen eine heikle Angelegenheit bleibt und sie nur aus medizinischen Gründen verabreicht werden dürfen.
Es gelte einmal mehr der Satz "Die Dosis macht das Gift", sagt etwa der renommierte Schweizer Menopausen-Spezialist Martin Birkhauser, aber nicht nur: "Auch die falsche Indikation macht das Gift. Dazu kommt auch noch, dass man erkennen muss, welche Frau eventuell persönliche Risikofaktoren mitbringt, aus der Familie her, aus früheren Krankheiten her, aus bestimmten Anlagen, die sie in sich trägt und die man nicht einfach so erkennen kann. All das zusammen macht aus, ob sie davon profitiert oder nicht." Die Behandlung müsse laut Birkhauser einen Grund haben, die Menopause an sich müsse nicht behandelt werden.
In den vergangenen Jahren viel gelernt
In Deutschland hat man übrigens die Gabe von Hormonen immer kritischer gesehen als in Österreich. Aber man habe in den vergangenen zehn Jahren viel gelernt, sagt Alfred Mück, wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Frauengesundheit der Universität Tübingen.
Erst Anfang Dezember letzten Jahres habe man ein neues deutsches Behandlungs-Konsensus-Papier beschlossen. "Die Schlussfolgerung war, wenn man früh anfängt und individualisiert therapiert, dass dann im Allgemeinen der Nutzen überwiegt – natürlich bei einer indizierten Hormonsubstitution", so der deutsche Experte.