Brustkrebs als chronische Krankheit

Die häufigste Krebserkrankung bei Frauen ist Brustkrebs. In Österreich bekommen pro Jahr mehr als 5.000 Frauen die Diagnose Brustkrebs gestellt. Die Nebenwirkungen der Behandlung sind heute gering, die Heilungschancen liegen bei über 80 Prozent. Viele Gynäkologen und Onkologen bezeichnen Brustkrebs deshalb als chronische Krankheit.

Mittagsjournal, 22.12.2012

Fünf Arten von Brustkrebs

Die Molekularbiologie hat die Behandlung von Brustkrebs im letzten Jahrzehnt revolutioniert. Genaue Diagnosen und zielgerichtete Therapien führten zu Behandlungserfolgen, die keine andere Krebstherapie aufweisen kann. Man hat erkannt, dass Brustkrebs nicht nur ein Krankheitstyp ist, sondern eine Zusammensetzung von mindestens fünf molekularen Subtypen, sagt die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe des Wiener Hanuschkrankenhauses Silvia Artner. Bei der Diagnose werden diese genau bestimmt und die Patientinnen werden gezielt behandelt. "Dazu gibt es die auf die jeweilige Patientin und den jeweiligen Tumor zielgerichteten Therapien. Man therapiert nicht mehr jeden Brustkrebs gleich, sondern je nach Tumortyp und hat damit wunderbare Heilungschancen", erklärt Artner.

Gezielte Medikation gegen Nebenwirkungen

Die Chemotherapie wird gezielt eingesetzt. Das bedeutet, dass nur Substanzen verabreicht werden, die bestimmt an den Tumorzellen andocken und dort ihre Wirkung erreichen. Die Frauen werden nicht mehr mit unnötiger Chemie belastet. Auch die Nebenwirkungen werden durch Medikamente gemindert. Artner sagt: "Wir haben Medikamente, damit die Übelkeit im Griff ist, wir haben Medikamente, dass eine Verminderung der weißen Blutzellen nicht zu tief ist, aber wir haben leider keine guten Möglichkeiten, den Haarausfall in den Griff zu bekommen."

Nach dem vierten Chemotherapiezyklus wachsen die Haare wieder nach.

Heilungschance bei 80 Prozent

Die ersten zwei Jahre nach der Behandlung sind die kritischen. Wenn Tumore oder Metastasen wieder auftreten, dann in den ersten zwei Jahren, sagt die Frauenärztin Silvia Artner. Bleiben die Frauen in diesen zwei Jahren Tumor - und Metastasen frei, dann gelten sie als geheilt.
"An sich haben wir eine Heilungschance, wenn man alle Krebssorten zusammenfasst, von über 80 Prozent. Es hängt immer sehr davon ab, wann der Brustkrebs diagnostiziert wird, weil: je früher, umso bessere Heilungschancen. Wir kämpfen darum, dass wir die Morbidität, dass man an Brustkrebs stirbt, noch geringer wird. Mit jeder Therapieoption kann diese Chance vergrößert werden", sagt Artner.

Jedes Jahr sterben in Österreich rund 1.500 Frauen an Brustkrebs.