"Total glücklich" in den Kammerspielen

Eine verspätete Uraufführung ist am kommenden Donnerstag in den Wiener Kammerspielen zu erleben: Das Zwei-Personen-Stück "Total glücklich" von Silke Hassler hätte bereits 2009 auf die Bühne kommen sollen, dann wurde die Premiere auf übermorgen verschoben. Zu sehen sind Emanuela von Frankenberg in der Rolle einer gescheiterten Schauspielerin und Markus Gertken als erfolgloser Schriftsteller. Die beiden gaukeln einander ein glückliches Leben vor.

Szenenfoto: Markus Gertken (Ein Mann), Emanuela von Frankenberg (Eine Frau)

Szenenfoto: Markus Gertken (Ein Mann), Emanuela von Frankenberg (Eine Frau

(c) Erich Reismann, Kammerspiele

Morgenjournal, 15.1.2013

So weit können Traum und Wirklichkeit auseinanderklaffen: Eine Schauspielerin mittleren Alters wollte immer schon in "Romeo und Julia" spielen; stattdessen verdient sie ihr Geld mit Telefonsex. Eines Tages platzt ihr junger Nachbar bei der Wohnungstür herein: Der Beginn einer komplizierten Beziehung.

Zwei glücklose, einsame Menschen fühlen sich zueinander hingezogen, können einander ihr Scheitern aber zunächst nicht eingestehen. Und so erzählen sie sich Lügengeschichten von erfolgreichen Karrieren und festen Beziehungen. Erst als sie eher unfreiwillig ihre Schwächen offenbaren, finden sie zueinander.

Auch das Stück selbst hat keine allzu glückliche Geschichte: 2009 sagte Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger die Uraufführung ab; die Inszenierung der jungen Regisseurin Anna-Sophie von Gayl sei noch nicht so weit, meinte Föttinger damals.

Föttinger übernahm schließlich die Regie, und zumindest die weibliche Figur im Stück ist um gut 20 Jahre älter geworden. Dargestellt wird sie von der Schweizer Schauspielerin Emanuela von Frankenberg, die in ihrer Rolle immer wieder zwischen Theaterdeutsch und Schweizer Akzent changiert.

Erst vor wenigen Wochen hat Herbert Föttinger die Regie wieder abgegeben, nachdem er zuvor in "Der Mentor" für den erkrankten Michael Degen eingesprungen war und es ihm einfach "zu viel" geworden wäre, wie er sagte. Endgültiger Regisseur von "Total glücklich" ist daher nun Jean-Claude Berutti. Der Franzose, der in mehreren Sprachen inszeniert, wird das Stück im Frühjahr auch in Paris auf die Bühne bringen.

Ob nach allen Schwierigkeiten nun das Wiener Publikum mit Silke Hasslers neuem Stück "total glücklich" ist, wird sich Donnerstagabend herausstellen.

Textfassung: Joseph Schimmer

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Kammerspiele - Total glücklich