Radiokolleg
Outfit. Was wir tragen und warum (1)
Die Leggings
23. Februar 2026, 09:05
Sich mit Kleidung oder Mode zu beschäftigen, wird gerne als oberflächlich, verspielt und bedeutungslos abgetan. Dabei steckt unsere Kleidung voller Bedeutung. Kleidung ist Kommunikation. Und so verraten auch die Dinge, die wir auf Haut und Haar tragen einiges. Sie erzählen von Normen, von politischen und sozialen Veränderungen. Davon, wer dazugehört und wer nicht, von Geschlechter-, Ethnizitäts- oder Klassengrenzen, und vor allem von deren Überschreitung.
Irmi Wutscher und Anna Masoner stellen in dieser Serie ausgewählte Kleidungsstücke und ihre Geschichten in den Mittelpunkt.
Leggings lassen sich gut als Kind der 1960er Jahre feiern. Die hautenge Hose, mit viel Bewegungsfreiheit war Resultat einer Materialrevolution, der Erfindung von Kunstfasern wie Elasthan oder Lycra.
Enganliegende Beinlinge, als Unterkleidung aus Leder oder Wolle, gibt es aber wesentlich länger. In der Renaissance waren Leggings das Beinkleid von Männern, die darüber Shorts und die berüchtigten "Schamkapseln" trugen. Erst mit den Stretchfasern werden Leggings zur reinen Frauensache. Die neuen Sportarten Aerobic und Joggen machen sie in den 1980er Jahren ganz groß.
Spätestens ab den 2010er Jahren schaffen es Leggings vom Turnsaal auf die Straße und etablieren sich als Kleidungsstück, das Stil mit Bequemlichkeit verbindet. Die "Yoga Pants" wurden so allgegenwärtig, dass die Modezeitschrift Vogue sogar fragte: Ist das Yoga Studio der neue Laufsteg?
Der Siegeszug der Leggings kam aber nicht ohne Aufregung aus. Einige Schulen in den USA verbannten sie, und drei Mädchen wurde sogar das Boarding eines Flugs verweigert. Alles mit dem gleichen Argument: Leggings seien "inappropriate" - also: zeigen zu viel. Solche Diskussionen könnten aber bald der Vergangenheit angehören, denn die GenZ findet Leggings unhip und holt die weiten Sportklamotten der 2000er Jahre wieder aus dem Schrank.
Service
Sendereihe
Gestaltung
- Irmi Wutscher
- Anna Masoner
