Geheimdienst-Affäre um Juncker
Bis zum Beginn dieser Woche war Jean-Claude Juncker hochangesehener Chef der Eurogruppe, von vielen anerkennend "Mister Euro" genannt. Jetzt aber muss Juncker in seiner Funktion als Luxemburgischer Regierungschef vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss aussagen. Es geht um eine Affäre, in deren Zentrum der luxemburgische Geheimdienst steht.
8. April 2017, 21:58

Glaubt man gut informierten Quellen, soll Juncker sich durchaus Sorgen um sein politisches Schicksal machen. Die Affäre soll einer der Gründe dafür gewesen sein, warum Juncker auf seinen Rückzug als Eurogruppen-Chef gedrängt hatte.
(c) EPA
Morgenjournal, 26.1.2013
Geheimdienstsumpf in Luxemburg
Bomben und Attentate, Geheimdienste, ein Informant namens "M", ein verdächtiger Prinz und eine präparierte Armbanduhr. Gut geschüttelt ergeben diese Zutaten nicht den nächsten James Bond-Streifen, sondern die brisanten Details der aktuellen Geheimdienst-Affäre im beschaulichen Luxemburg.
Um den Ursprung der Affäre zu verstehen muss man bis in die 1980er Jahre zurückgehen - zur Bombenlegeraffäre. Eine Serie von 20 Sprengstoff-Attentaten hatte das Großherzogtum damals erschüttert. Bis heute ist nicht geklärt, wer die Attentäter waren.
Seit den 80er Jahren hält sich aber ein hartnäckiges Gerücht in Luxemburg: Der Bruder des Großherzogs Henri, Prinz Jean, soll einer der Bombenleger gewesen sein. Spuren oder Beweise gibt es nicht.
Tonband von Informant "M"
Vor fünf Jahren meldete sich ein Zeuge, der Prinz Jean bei einem der Attentate beobachtet haben will. Der Zeuge wollte aber nicht mit der Polizei sprechen, sondern ausschließlich mit Premier Juncker.
Juncker soll danach eine Unterredung mit Großherzog Henri gehabt haben. Über den Inhalt dieses Gesprächs ist kaum etwas bekannt, es soll aber illegal aufgezeichnet worden sein - von Informant "M".
"M" hat eine CD mit codiertem Inhalt an den luxemburgischen Geheimdienst geschickt. Darauf soll sich die Tonbandaufzeichnung des Gesprächs befinden. Doch die CD ist noch immer nicht entschlüsselt.
Was weiß Juncker?
Unterdessen hat auch der ehemalige Leiter des luxemburgischen Geheimdienstes ein Gespräch mit Juncker ohne Genehmigung aufgezeichnet und zwar mit einer präparierten Armbanduhr.
Die illegalen Aufzeichnungen haben in Luxemburg für Aufsehen gesorgt, die luxemburgische Staatsanwaltschaft hat mehrere Ermittlungen gestartet. Parallel läuft der Untersuchungsausschuss. Diesem Ausschuss hat Juncker am Freitag Auskunft gegeben.
Der Ausschuss soll unter anderem klären, ob noch mehr Personen illegal abgehört worden sind. Für den ehemaligen "Mister Euro" könnte die Affäre doppelt brenzlig werden.
Juncker Politik-Karriere am Ende?
Juncker ist als Premierminister der oberste Geheimdienst-Chef und damit politisch für die Arbeit der Agenten verantwortlich. Gefährlich kann ihm auch die Aufzeichnung des Gesprächs mit dem Großherzog werden. Nämlich dann, wenn dessen Bruder tatsächlich in die Bombenleger-Affäre verstrickt sein sollte.
Glaubt man gut informierten Quellen, soll Juncker sich durchaus Sorgen um sein politisches Schicksal machen. Die Affäre soll einer der Gründe dafür gewesen sein, warum Juncker auf seinen Rückzug als Eurogruppen-Chef gedrängt hatte. Im Gegensatz zum Film wartet am Ende dieser Geschichte also vermutlich kein Bond-Girl, sondern vielleicht sogar ein Richter oder eine Richterin.