Gedenken an "Zerstörte Vielfalt"

für das, was sich am 30. Jänner 1933 in Berlin abspielte. Als Machtübergabe wird die damalige Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler oft bezeichnet, als Beginn ihrer Machtübernahme sahen es die Nazis nachträglich selbst. In Berlin läuft in diesen Tagen eine Serie von Gedenkausstellungen an das Jahr 1933 an.

  • Das in der Pogromnacht zerstörte jüdische Geschäft "Beleuchtungshaus des Westens, Wilhelm Philippi" am Kurfürstendamm 203 in Berlin, 10. November 1938

    Das in der Pogromnacht zerstörte jüdische
    Geschäft "Beleuchtungshaus des Westens,
    Wilhelm Philippi" am Kurfürstendamm 203 in Berlin, 10. November 1938

    (c) Stiftung Deutsches Historisches Museum

  • Die in der Nacht vom 9. auf den 10. November zerstörte Synagoge in der Fasanenstraße in Berlin-Charlottenburg, 10. November 1938

    Die in der Nacht vom 9. auf den 10. November zerstörte Synagoge in der Fasanenstraße in Berlin-Charlottenburg, 10. November 1938

    (c) bpk / Bayerische Staatsbibliothek / Heinrich Hoffmann

  • "Fort mit der roten Mißwirtschaft – wählt Deutsche Volkspartei" Wahlplakat der Deutschen Volkspartei zur Stadtverordnetenwahl, Entwurf: Otto Arpke/Erich Ludwig Stahl, 1919

    "Fort mit der roten Mißwirtschaft
    – wählt Deutsche Volkspartei"
    Wahlplakat der Deutschen Volkspartei zur
    Stadtverordnetenwahl, Entwurf:
    Otto Arpke/Erich Ludwig Stahl, 1919

    (c) Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Kulturjournal, 29.1.2013

Man schrieb den 30. Jänner 1933 und die Nachricht wurde von vielen Zeitgenossen nur mit einem Achselzucken aufgenommen. Wieder ein Wechsel in der Reichskanzlei, dachten sich viele, wahrscheinlich auch bald wieder zu vergessen. Der neue Reichskanzler, er hieß jetzt Adolf Hitler.

Es existieren perfekt inszenierte Aufnahmen von Nazi- Triumphmärschen durch das Brandenburger Tor. Aber sie wurden viel später nachgestellt. Der echte Fackelzug an diesem Winterabend des Jahres 1933 war kaum herzeigbar, die SA-Leute vielfach stockbesoffen und torkelnd, die Disziplin schwer gestört.

Aber in kurzer Zeit gelang Adolf Hitler und seiner NSDAP der Griff nach der totalen Macht. SA-Leute wurden zu Hilfspolizisten ernannt, Parlament und Gewerkschaften ausgeschaltet, die Verfolgung von Juden und Andersdenkenden eingeleitet, die Hitler-Diktatur hatte begonnen.

Berlin - Stadt der Vielfalt

Berlin war damals eine pulsierende Metropole, die viertgrößte Stadt der Welt, eine Stadt der Vielfalt. "Zerstörte Vielfalt" ist jetzt der Generaltitel für alles, was in Berlin im nächsten diesem Jahr an das Jahr 1933 erinnert. Am 31. Jänner wird eine Ausstellung unter diesem Titel im Deutschen Historischen Museum eröffnet, mit Erinnerungsstücken an die Zerrissenheit der Weimarer Republik, an Krieg und Vertreibung.

Zusätzlich wird aber auch an Dutzenden Orten in der Stadt der Verfolgten gedacht, oft in Form von Plakatsäulen, die die Porträts von Menschen tragen, die Berlins einstige Vielfalt repräsentieren, darunter viele gebürtige Österreicher wie der spätere Hollywood-Regisseur Billy Wilder, der Schriftsteller Alfred Polgar oder Ralph Benatzky, der Schöpfer der Operette "Im Weißen Rössl".

Für vielfältige und auch schmerzliche Erinnerungen ist jedenfalls gesorgt, die nächsten Monate über an mehr als 100 Orten in Berlin.

Service

Deusches Historisches Museum Berlin - Zerstörte Vielfalt