Banken im Osten: Nowotny widerspricht S&P

Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) betrachtet die instabile Lage in Osteuropa als Risiko für die heimischen Banken. Österreichs Nationalbankgouverneur Ewald Nowotny hingegen bewertet das Osteuropa-Engagement weiterhin als positiv, die Banken hätten bereits Risiken minimiert.

Mittagsjournal, 30.1.2012

Langfristig gute Chancen

Osteuropa hat unter Krise der vergangenen Jahre stark gelitten, mittlerweile erfängt sich die Region wieder, wie auch eine aktuelle Wirtschaftsprognose der Osteuropa-Investitionsbank (EBRD) zeigt. Einerseits profitiere Osteuropa von der Wirtschaftserholung im Euroraum, andererseits hätten sich mehrere osteuropäische Staaten wirtschaftlich neu aufgestellt und neue Exportmärkte gefunden, so die EBRD. Österreichs Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny sieht sich deshalb in der Einschätzung bestätigt, dass Osteuropa für die heimischen Banken eine Erfolgsgeschichte sei - im Gegensatz zur Ratingagentur Standard & Poor's, die immer noch Risiken für die heimischen Banken sieht. "Wir sehen das positiver als diese Rating-Agentur", so Nowotny. Langfristig bestünden sehr gute Chancen, wenn es natürlich auch Risiken gebe, für die man vorkehren müsse.

Risiken minimiert

Konkrete Gefahren sieht Nowotny in jenen Ländern Osteuropas, in denen die Wirtschaft immer noch schwächelt, etwa in der Ukraine und in Ungarn, wo die Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban ausländische Banken mit Sondersteuern belastet. Darauf werde in Österreich aber reagiert, Engagement von Banken würden dort zurückgefahren, so Nowotny. Außerdem habe man vor zwei Jahren ein Stabilisierungsprogramm für die österreichischen Banken gemacht: "Künftig müssen Kredite in diesen Ländern aus dem Land selber finanziert werden und nicht durch Kapitalzuschüsse von der österreichischen Mutter. Das ist schon in deutlichem Maß durchgesetzt worden."

Doch zwei Mal AAA

Osteuropa selbst als auch die österreichischen Banken dort seien auf einem guten Weg - das würden auch die beiden anderen großen Ratingagenturen, Moody's und Fitch, anerkennen, betont Nowotny: "Dass zwei Agenturen das Triple-A für Österreich gegeben haben - das ist etwas, was nur sehr wenige Staaten in Europa überhaupt aufzuweisen haben." Insgesamt liegt Österreichs Osteuropa-Engagement bei rund 320 Milliarden Euro.