Auktionsrekord für Schiele-Blätter
Die Auktion von Egon-Schiele-Werken bei Sotheby's in London hat am Abend einen neuen Rekord gebracht. Drei Papierarbeiten aus dem Besitz der Leopold Museum Privatstiftung wurden für umgerechnet 16,3 Millionen Euro inklusive Taxen verkauft.
8. April 2017, 21:58
Das Spitzenwerk "Liebespaar (Selbstdarstellung mit Wally)" ging für 9,1 Millionen Euro an einen anonymen Bieter. Das ist der bisher höchste Preis für eine Schiele-Papierarbeit. Mit der Veräußerung der drei Arbeiten finanziert die Leopold Museum Privatstiftung den geschlossenen Vergleich im Restitutionsfall des Schiele-Gemäldes "Häuser am Meer".
Morgenjournal, 6.2.2013
Bettina Madlener

Schieles "Selbstporträt mit Wally" bei der Auktion
(c) Rain, EPA
Eigenen Rekord gebrochen
Kunstauktionen folgen immer einer gewissen Dramaturgie, die Spannung steigt merklich bei Sotheby's, als mit Los Nummer 5 das Schiele-Blatt "Selbstdarstellung in grünem Hemd" mit einem Paukenschlag die Auktion eröffnet. Die Besucher im restlos ausverkauften Saal werden Zeuge eines extrem langen und spannenden Bietergefechts. Es erzielt schließlich 5,9 Millionen Euro inklusive Taxen.
Andrea Jungmann von Sotheby´s Wien ist über das Ergebnis hocherfreut. Elisabeth Leopold, die Witwe des Museumsgründers, sagt, die Auktion zeige wie hoch man die Sammlung Leopold einschätzen könne.
Egon Schiele schafft es auch, seinen 2007 aufgestellten Rekord in New York für eine Papierarbeit zu übertreffen. Das Spitzenwerk "Liebespaar", die Selbstdarstellung mit Wally, kommt auf 9,1 Millionen Euro. Selbst der Auktionator gibt zu, Herzklopfen zu haben, als das Werk die 7-Millionen-Pfund-Marke erreicht.
Mittel für Vergleich erzielt
Das "Am Rücken liegendes Mädchen mit überkreuzten Armen und Beinen" geht um 1,2 Millionen Euro weg. Insgesamt hat die Stiftung Leopold genügend finanzielle Mittel, um die Erben des "Häuser am Meer"-Werks im geschlossenen Vergleich zu entschädigen.
Der museologische Direktor des Leopold Museums Tobias Natter spricht von einem bewegenden Abend. Die Auktion habe gezeigt, London sei neben New York der Marktplatz für Weltkunst, die Ergebnisse für die Blätter unterstrichen den Status Egon Schieles in der ersten Reihe neben Claude Monet und Pablo Picasso. Natürlich sei es ein großer Wunschtraum des Museums, die verkauften Blätter eines Tages wieder zu besitzen, so Natter.
Elisabeth Leopold und Tobias Natter sind aber nicht nur nach London gekommen, um Schiele zu verkaufen, sie wollen seine Präsenz in der Themse-Metropole verstärken, unter anderem gibt es Verhandlungen mit der National Gallery. Die Auktion stellt einmal mehr unter Beweis, dass die Zeit reif für eine große Schiele-Ausstellung in London ist.