Telekom-Prozess: Ex-Vorständen droht Haft
Am Wiener Landesgericht startet heute die gerichtliche Aufarbeitung einer der größten Wirtschaftsaffären der letzten Jahre, die der Telekom-Causa. Es geht um eine großangelegte Kursmanipulation an der Wiener Börse, die dem Management hohe Bonuszahlungen eingebracht hatte. Angeklagt sind drei Ex-Telekomvorstände, ein Ex-Telekom-Prokurist und ein Broker. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Untreue und Beihilfe zur Untreue vor.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 11.2.2013
Fast neun Millionen Euro Boni
Ausgerechnet am entscheiden Stichtag für Bonuszahlungen an das Management war im Februar 2004 der Aktienkurs der Telekom überraschend in die Höhe geschnellt. Das sorgte schon damals für Diskussionen. Aufgeflogen ist die Kursmanipulation aber erst Jahre später, im Zuge der Ermittlungen in der Telekom-Affäre und durch die Aussagen des Kronzeugen Gernot Schieszler.
Er hatte vor der Staatsanwaltschaft angegeben, dass der Kurs in die Höhe getrieben worden sei und zwar mit Hilfe des Brokers Johann Wanovits. Der habe durch Aktienkäufe dafür gesorgt, dass den Angeklagten und 92 Telekommanagern Boni in Höhe von fast neun Millionen Euro ausgezahlt werden mussten. Um Wanovits zu belohnen, seien in Folge 1,7 Millionen Euro aus der Telekom abgezweigt worden, heißt es in der Anklage, über Scheingeschäfte mit dem Lobbyisten Peter Hochegger.
Ex-Telekomchef Fischer wird sich teilweise schuldig bekennen
Die Geldübergabe an Wanovits erfolgte wie im Krimi, im Plastiksackerl bei Geheimtreffen. Staatsanwalt Hannes Wandl sieht eine Schädigung der Telekom in Höhe von über zehn Millionen Euro. Die Ex-Telekom-Spitzenmanager Heinz Sundt, Rudolf Fischer und Stefano Colombo müssen sich daher nun wegen Untreue vor Gericht verantworten. Es drohen bis zu zehn Jahre Haft.
Beim Prozess werde sich zumindest Ex-Telekomchef Rudolf Fischer teilweise schuldig bekennen, sagt sein Anwalt Wolfgang Brandstätter: "Er hat auch jenen Schaden, den man ihm und seinem Verhalten zurechnen kann, mittlerweile zur Gänze gutgemacht. Ein Betrag von 500.000 Euro wurde an die Telekom überwiesen und im Rahmen dessen bekennt er sich teilweise schuldig."
Allerdings ist die angeklagte Schadenssumme aus Sicht von Fischers Verteidiger überzogen. Denn Fischer habe nur von einer Zahlung in Höhe von 500.000 Euro an Wanovits gewusst: "Es werden ihm hier zum Teil auch Dinge zur Last gelegt, für die er wirklich nicht verantwortlich ist und das wird sich im Beweisverfahren in der Hauptverhandlung sicherlich herausstellen."
Ex-Telekom-Generaldirektor Sundt plädiert auf nicht schuldig
Auf nicht schuldig wird hingegen der zweite Angeklagte, Ex-Telekom-Generaldirektor Heinz Sundt plädieren. Er habe zwar in seiner Funktion als Telekom-Generaldirektor durchaus versucht, Investoren zu finden, sagt sein Anwalt Martin Nemec, aber: "Das hier mit Mitteln der Telekom jemand beauftragt wurde, konkret Aktienkäufe zu tätigen, um dadurch den Kurs zu beeinflussen, davon hat er nichts gewusst und das Beweisverfahren wird das mit Sicherheit auch ergeben."
Nemec rechnet mit einem Freispruch, denn das Sundt Angeklagter in der Causa ist, sei einzig auf eine Aussage von Fischer zurückzuführen. Kronzeuge Schiezler habe diese Vorwürfe in keiner Weise bestätigt, sagt Nemec.
Gesonderte Ermittlungen gegen Hochegger
Gernot Schieszler, durch dessen Aussage der Vorfall ans Licht gekommen ist, ist in der Verhandlung nur als Zeuge vorgesehen. Er hat gute Chancen, dass ihm die Staatsanwaltschaft am Ende der Verhandlung die Kronzeugenregelung anbietet.
Lobbyist Peter Hochegger ist ebenfalls als Zeuge geladen. Gegen ihn wird in mehreren Telekom-Teilbereichen ermittelt. Er wird von der Staatsanwaltschaft abgesondert verfolgt.