Umstrittenes "Crowdfunding"

Der Streit des Waldviertler Unternehmers Heini Staudinger mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) hat eine Diskussion über die Finanzierungsform "Crowdfunding" ausgelöst. In Österreich gibt es nun eine neue Internet-Plattform mit dem Namen "1000 mal 1000", die auf diese Art Geld für Unternehmen sucht. Der Plattform-Betreiber Reinhard Willfort fordert, dass die Rahmenbedingungen in Österreich und auf EU-Ebene geklärt werden.

Morgenjournal, 19.2.2013

Rechtliche Unklarheit

Den ersten Kontakt mit der Finanzmarktaufsicht hat es schon gegeben, sie hat Reinhard Willfort schriftlich einige Fragen gestellt. Und man habe alle Fragen beantwortet und alle Unterlagen offengelegt, "denn Crowdfunding lebt von Transparenz." Allerdings seien alle Beteiligten" noch sehr vorsichtig zu sagen, das ist rechtlich okay. Das ist eine Situation, die sehr unbefriedigend ist. Aber man kann etwas tun, es ist nicht verboten."

Auf der Plattform "1000 mal 1000" bewerben sich Unternehmer mit den unterschiedlichsten Geschäftsideen: Das geht vom Abo für Kindergeschichten bis hin zur Vermietung von kleinen Fußball-Boxen. Auf der Plattform kann man eine Geschäftsidee unterstützen und bekommt einen Genussschein. Es geht also nicht um Kredite, sondern um Investitionen. Man ist am Gewinn beteiligt - wenn es einen gibt. "Das Risiko ist gleich wie bei jedem anderen Investment. Ich muss damit rechnen, dass dieser Betrag - 250 bis 5.000 Euro - verloren gehen kann." Ein Unternehmer darf auf diese Weise maximal 100.000 Euro sammeln. Wäre es mehr, müsste ein Prospekt mit detaillierten Informationen erstellt werden - und das ist für Jungunternehmer oft zu teuer.

Mehr als nur Geld

Über eine neue Grenze der Prospektpflicht wird in Österreich derzeit diskutiert - vor allem, um Startup-Unternehmen, aber auch Klein- und Mittelbetriebe zu finanzieren. Für Banken sei dieses Modell nicht unbedingt eine Konkurrenz, meint man bei der Plattform, denn vereinfacht gesagt: Kommt jemand mit 100.000 Euro Startkapital und einem Businessplan, der bereits von vielen bewertet wurde, seien Banken eher bereit, Geld zu geben. Denn die Unternehmen bekommen auf der Plattform nicht nur Geld, sondern auch wichtiges Feedback von vielen Menschen aus unterschiedlichsten Wissensgebieten.

EU-Initiative

Auf EU-Ebene diskutiert man schon länger über die Chancen, die Crowdfunding bietet. Auf der einen Seite gibt es zu wenig Geld für innovative Projekte und Forschungsinitiativen. Auf der anderen Seite gibt es Geld, das sozusagen auf Sparbüchern und Privatkonten brachliegt. Einheitliche Regeln gibt es aber nicht - die 16 größten Plattformbetreiber gründen daher morgen in Brüssel eine Art Verein, um die Interessen besser vertreten zu können. Die Plattform von Reinhard Willfort ist eine davon.