Amazon: Machtfaktor in den USA

Der Internet-Versand Amazon ist nach einer ARD-Fernsehreportage in Verruf gekommen als ausbeuterischer Arbeitgeber. In den USA hat es schon vor zwei Jahren ähnliche Berichte gegeben. Gleichzeitig buhlen die Gouverneure in den Bundesstaaten aber um die Ansiedlung des Versandriesen, der das Platzen der dot.com Blase zur Jahrtausendwende im Gegensatz zu vielen anderen Internet-Firmen bestens überstanden hat.

Mittagsjournal, 21.2.2013

Aus den USA,

Geschäftsidee zur richtigen Zeit

Die Gemischtwarenhandlung im Internet: In den USA ist amazon längst zum Händler für eigentlich eh fast alles geworden, wie ein Kunde schildert: "Ob Pillen oder Kleider - ich kauf alles dort" .

Im Juli 1995 hat der heute 49-jährige Jeff Bezos das erste Buch via Internet verkauft. Dessen Möglichkeiten haben den kleinen, kahlköpfigen Computertechniker, der bei Interviews gerne lacht, auf seine Geschäftsidee gebracht: "Es lag was in der Luft - und ich hab realisiert, dass ich im Netz ein Büchergeschäft schaffen kann, das mehr Bücher hat als jedes echte Geschäft, eine weltumfassendes Sortiment."

Nach zwei Monaten erzielte Bezos 20.000 Dollar Umsatz pro Woche. Ein Jahr später, 1996 bereits 16 Millionen. 1997 fast das Zehnfache, 150 Millionen Dollar.

Blase überlebt

Als zur Jahrtausendwende die Internet-Blase an den Börsen ihr abruptes Ende findet, überlebt amazon im Gegensatz zu vielen anderen Firmen. Jeff Bezos hat dafür eine Erklärung: "Als viele Internetfirmen pleite gegangen sind, lag das oft daran, dass sie ihre weniger glamourösen Hausaufgaben nicht gemacht haben. Wie eben Verpackung und Versand."

Unmenschliche Arbeitsbedingungen auch in USA

Und Amazon wächst, tausende Buchhandlungen verschwinden - die erste schwere Image-Delle verschaffen dem Konzern aber erst im Herbst 2011 Berichte über unmenschliche Arbeitsbedingungen in einer Auslieferungszentrale in Pennsylvania. Das sorgt für Schlagzeilen: "Eine harte Woche für amazon - Berichte haben unhaltbare Zustände in Waren-Verteilungszentren enthüllt."

Bei 40 Grad Hitze musste bei geschlossenen Fenstern ohne Klimaanlage gearbeitet werden. Dem Geschäft hat der Lagerhallen-Skandal nicht geschadet: Landesweit wetteifern Gouverneure, um den Zuschlag für den Standort eines amazon-Logistikzentrums zu bekommen, so auch im Staate Indiana: “Indiana ist der beste Standort für Firmen in den USA - Danke Amazon."

Steuern umgangen

Doch einem der Wettbewerbsvorteile des Internethändlers wird langsam aber sicher der Garaus gemacht: Weil eben virtuell gehandelt wird, hat amazon keine Verkaufssteuer bezahlt, die in den USA bei jedem Einkauf, so wie in Österreich die Mehrwertsteuer, eingehoben wird.

Mehrere Bundesstaaten wollten sich das Geld aber nicht mehr entgehen lassen. So gehört Connecticuts Gouverneur Martin Malloy zu jenen, die sich über ein entsprechendes Abkommen und neue Einnahmen freuen: "Es geht ihnen gut in unserem Staat - und deshalb spielen sie jetzt auch nach den Regeln."

Deutsche Zustände kaum Thema

Über die in Deutschland erhobenen Anschuldigungen haben auch US-Medien berichtet, großen Wirbel hat das aber nicht ausgelöst. Der Einkauf beim Internet-Riesen ist für viele längst zur Alltags-Gewohnheit geworden. Und die kleine Buchhandlung von nebenan, die ist ja schon vor langer Zeit verschwunden.

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