Lang Lang in Wien

Er wird als der Popstar unter den klassischen Pianisten bezeichnet, als Superstar der Klassikwelt: der chinesische Pianist Lang Lang. Heute und Sonntag ist er zu Gast in Wiener Konzerthaus. Einmal mit dem RSO Wien unter der Leitung von Cornelius Meister, Sonntag mit einem Soloabend.

Lang Lang

(c) PESSENLEHNER, APA

Kulturjournal, 22.02.2013

"Kunst oder bloße Perfektion? Der chinesische Pianist begeistert die Massen, brilliert technisch - und degradiert dabei die Musik", schrieb einmal ein Kritiker der "Presse". Lang Lang spaltet Kritiker und Publikum in zwei Lager: was für die einen genial und atemberaubend ist, befinden die anderen als pure Inszenierung seiner selbst; wenn er theatralisch die Hände gen Himmel hebt, wenn er technisch perfekt die rasend schnellen Prestissimi noch schneller spielt als seine Vorgänger, dann denken etliche mehr an Hochleistungssport als an Kunst.

Wie ein Hochleistungssportler wurde er als Kind auch erzogen - von seinem Vater und den Lehrern. Als sportlicher Kämpfer - indem es darum geht, andere zu schlagen. Mit unglaublicher Härte - so entnimmt man den Medien. Heute findet er's normal und meint, er finde die berüchtigten Erziehungsmethoden Chinas ganz normal:

"Keiner auf der ganzen Welt kann ein guter Musiker werden ohne hart zu üben, und niemand auf der Welt übt gerne hart. Und damit steht man im Gegensatz zu seinen Lehrern und Eltern. Manchmal braucht man einen kleinen Anstoß, und das gilt für chinesische Kinder genauso wie für amerikanische. Keiner will sechs bis acht Stunden am Tag üben, dafür gibt es Lehrer und Eltern. Ich war manchmal über meinen Vater sehr verärgert, aber je älter ich werde, desto mehr verstehe ich, dass er nur mein Bestes wollte, auch wenn er mich manchmal sehr hart gepusht hat. Jedenfalls ist der Grund, warum ich so weit gekommen bin, weil ich Musik liebe."

Ein Mann der Superlative

Trotz allem ist man versucht zu sagen - und schielt auf eine Statistik der chinesischen Gesundheitsministeriums, nach der sich 2006 mehr als 287.000 Menschen das Leben genommen habe, zu einem großen Teil Jugendliche, die Angst hatten zu versagen, Tendenz steigend.

Lang Lang hat es jedenfalls geschafft, ist ein Star geworden, wird weltweit 50mal öfter gegoogelt als Anna Netrebko; seine Hände sind angeblich auf 70 Mio. Dollar versichert. Er ist ein Mann der Superlative: Als er bei der Olympia-Eröffnung in Peking spielte, sahen zwei Milliarden Menschen zu, also fast jeder Dritte der Weltbevölkerung. Heute und Sonntag werden ihn im Wiener Konzerthaus An die 3.700 Besucher hören. Für ihn sei das kein Unterschied, sagt er, Kunst mache er immer, er spiele immer klassische Musik. Außerdem hätten seine Konzerte niemals etwas von einem Showcharakter.

Kontrastreich

Mit dem ORF Radiosinfonieorchester Wien unter der Leitung von Cornelius Meister wird er heute Abend George Gershwins "Rhapsody in Blue" spielen - ein Ausflug ins jazzartige Repertoire. Sonntag, bei seinem Soloabend, sind Werke von Mozart und Chopin zu hören.

Lang Lang versucht in seinen Programmen immer, einerseits die Verbindung zwischen Komponisten und Werken herzustellen, er sucht auf der anderen Seite aber auch die Kontraste. Bei diesem Konzert war es einfach, weil Mozart der Lieblingskomponist Chopins war, sagt Lang Lang.

Es sind zwei der heuer 120 Konzerte und das bedeutet Fortschritt, denn Lang lang hat eigenen Angaben zufolge gelernt, "nein" zu sagen. Heuer wird er 30 Jahre alt, hält sich den Sommer konzertfrei, hat die 150 auf 120 Konzerte reduziert und will sich in Zukunft stärker auf seine International Music Foundation konzentrieren, in deren Rahmen er junge Pianisten fördern will.

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