Italien: Zittern an den Finanzmärkten

Ein endgültiges Ergebnis der Parlamentswahl in Italien wird nicht vor den späten Abendstunden erwartet, vielleicht wird man erst morgen wissen, wer Italien künftig regieren wird. Derzeit deutet aber alles auf eine Patt-Situation zwischen Senat und Abgeordnetenhaus hin. Die Finanzmärkte reagieren mit einem Wechselbad der Gefühle.

Abendjournal, 25.2.2013

Gewinne bröckeln

Zunächst hat es ja ganz nach einem Erfolg des Mitte-Links-Bündnisses ausgesehen - das würde den Finanzmärkten gefallen, weil der Sozialdemokraten Bersani die Reformen im Euro-Krisenland Italien fortsetzen würde. Dem entsprechend haben die Börsen am Nachmittag vorerst mit Erleichterung reagiert. In Mailand hat der Leitindex um bis zu vier Prozent zugelegt und auch der deutsche Dax war klar im Plus. Seit die Wahllokale aber geschlossen sind und sich immer mehr eine schwierige Regierungsbildung abzeichnet, bröckeln die Gewinne wieder.

Das Horrorszenario an den Finanzmärkten war ja eine Rückkehr Silvio Berlusconis als Regierungschef. Das wird nicht eintreten. Warum verunsichert es die Anleger auch, wenn Berlusconis Anhänger künftig im Senat die Mehrheit haben?

Weil damit der dringend notwendige Reformkurs in Italien in Gefahr ist: Gesetze müssen ja sowohl vom Senat als auch vom Abgeordnetenhaus abgesegnet werden. Eine Patt-Stellung würde also auch den Reformprozess lähmen. Und dann wächst wieder die Angst, dass Italien seine Schulden nicht in den Griff bekommt und damit auch die Euro-Schuldenkrise wieder aufflammt. Italien müsste voraussichtlich höhere Zinsen zahlen, um sich am Anleihemarkt frisches Geld zu besorgen. Das könnte die Kreditwürdigkeit der gesamten Euro-Zone wieder schwächen.