Kulturpolitik in NÖ

Kritik an der niederösterreichischen Kulturpolitik gibt es seitens der Kulturszene kaum - im Gegenteil: Einige prominente Künstlerinnen und Künstler, die nicht unbedingt mit den Werten der ÖVP in Verbindung gebracht werden, unterstützen den seit über 20 Jahren amtierenden Landeshauptmann Erwin Pröll im Wahlkampf.

Morgenjournal, 27.2.2013

Die Schriftsteller Peter Turrini und Franzobel, der Architekt Wolf D. Prix, der Schauspieler Peter Matic und die bildenden Künstler Erwin Wurm und Gottfried Helnwein gehören dem überparteilichen Personenkomitee an, das mit Inseraten mit der Überschrift "Dem Land zuliebe: Erwin Pröll" für den Landeshauptmann wirbt.

In Niederösterreich werde der Kultur und den Künstlern mit Wertschätzung begegnet, meint der Filmemacher Ulrich Seidl, der ebenfalls Erwin Pröll unterstützt: "Ich finde, dass es in NÖ einfach gelungen ist, dass mit starkem Engagement etwas bewerkstelligt worden ist, in unterschiedliche Richtungen. Es ist wahrscheinlich nicht einfach, ein Museum für Nitsch zu gründen." Dass das Nitsch-Museum in Mistelbach aus öffentlicher Hand finanziert wird, wurde sowohl von der FPÖ als auch von der Initiative Stronach kritisiert.

Dass der Erfolg der niederösterreichischen Kulturpolitik allein dem Landeshauptmann zugeschrieben wird, beanstandet der Klubobmann der SPÖ Niederösterreich Günther Leichtfried: "Es ist die Landes-Kulturpolitik. (...) Aber, jetzt kommt ein bisschen die Kritik: dass die Kulturpolitik als ÖVP Politik verkauft wird. Und die nächste Kritik ist die mangelnde Transparenz."

Vielfalt des Angebots

Kritik an Erwin Pröll, der sich bei Ausstellungseröffnungen oder Musikfestivals als gönnerhafter Landesvater inszeniert, kommt von Madeleine Petrovic, Klubobfrau der Grünen in Niederösterreich: "Wenn es an etwas erinnert, dann an ein klassisches Feudalwesen. Hältst Du die Treue, dann lebst Du gut." Dennoch habe sie Verständnis für Künstlerinnen und Künstler, die die Möglichkeit, mithilfe von Förderungen ihre Arbeit zu finanzieren, annehmen und ihren Dank auch öffentlich in Form von Unterstützungserklärungen bekunden.

Sowohl die Grünen als auch die SPÖ nennen die Vielfalt als Schlüsselbegriff ihrer Kulturpolitik. "Wir von der Sozialdemokratie stehen dabei für die Breite und Vielfalt", sagt Leichtfried. "Was meine ich damit? Von der Hochkultur bis zur Kleinkunst, von größeren Veranstaltungen bis zur Regionalisierung."

Nicht viel konkreter klingt das Kulturprogramm der Grünen in den Worten von Madeleine Petrovic: "Vielfalt heißt, dass in allen Regionen, auch in den kleineren Ortschaften, ein Programm da sein soll. Bodenständiges, und inhaltlich so bunt wie möglich, ein Fördern der Kreativität, die allerorts vorhanden ist."

Keinen nennenswerten kulturpolitischen Standpunkt bezieht das Team Stronach. Die FPÖ fordert, dass die Ausgaben für Kunst und Kultur gekürzt werden, zugunsten der Familienförderung, wie es heißt. Und die ÖVP will ihre Kulturpolitik im Land Niederösterreich - wenig überraschend - beibehalten.