Thriller-Komödie "Invasion"
Dito Tsintsadze ist ein georgischer Regisseur, der in Berlin lebt und zu den Fixgrößen des europäischen Kinos gehört. Mit Filmen wie "An der Grenze" oder "Schussangst" hat er bei Filmfestivals von Locarno bis San Sebastian Preise eingeheimst. Beim Montreal Film Festival wurde "Invasion" mit dem großen Preis der Jury ausgezeichnet.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 27.2.2013
Nach dem Tod von Frau und Sohn lebt Josef einsam und zurückgezogen. Verloren steht er in der ersten Szene des Films am Familiengrab, als sich die ihm unbekannte Nina als Cousine seiner verstorbenen Frau vorstellt.
Nach und nach dringen Nina, ihr Sohn Simon, und bald schon dessen Frau Melina und ihr Sohn Marco in den Alltag Josefs ein und bevölkern sein abgeschiedenes Landhaus. Regisseur Dito Tsintsadze lässt dem Zuschauer erst gar keine Zeit, sich in den immer neuen Beziehungsgerüsten zurechtzufinden, sondern konfrontiert ihn ebenso wie Josef mit dieser schlagartigen Invasion. Bis zu welchem Punkt ist jemand Gast, fragt Tsintsadze, wann wird er zum Eindringling, und wie lange kann das jemand aushalten?
Undurchsichtiges Beziehungsgeflecht
Zu Beginn scheint Josef - gespielt von Burghart Klaußner - diese Gesellschaft noch zu genießen. Er begibt sich in die Hände von Ninas Sippe, zu der immer neue Figuren dazustoßen, und die in ihren Beziehungsgeflechten immer undurchsichtiger wird. Geheime Absichten und Hintergedanken stapeln sich zu Konflikten. Und hier wird der Film zur mehrdeutigen Metapher.
"Das Gleiche passiert etwa auch in der Politik. Ich weiß nicht was dahintersteckt. Es gibt viele Dinge die ich nicht wissen kann. Aber ich kann Fragen stellen! Ich will meinen Zuschauer dazu bringen, Dinge zu hinterfragen, nachzudenken. Das vermisse ich momentan auch ein bisschen im Kino. Ich mag diese amerikanischen Filme nicht, die nur erzählen. Ich bin zum Film gekommen wegen der Arbeiten von Fellini und Antonioni, von Hitchcock und Tarkovsky - Filmemacher, die sich ihre eigene Welt gebaut haben."
Dabei wirft der Film dann zwar immer neue Fragen auf, zugleich bleibt dem Zuschauer aber kaum Zeit, nach Antworten zu suchen. Immer neue Konflikte und Figurenkonstellationen lösen einander ab. Der Film kippt vom Drama in den Thriller in das Komödiantische. Das Leben sei schließlich auch nicht immer nur ein Genre, meint Dito Tsintsadze.
Es ist dann das Unberechenbare, das den Reiz dieses Films ausmacht. Das Landhaus wird zum Versuchslabor in dem die einzelnen Figuren aufeinander losgelassen, scheinbar beliebig auf dem Spielbrett bewegt werden können - mit dem Zuschauer als oft hilflosem Beobachter.