Ärztekammer: Ärztemangel am Land droht

Die Ärztekammer schlägt wieder Alarm wegen der ärztlichen Versorgung auf dem Land. Immer mehr Arztstellen könnten nicht nachbesetzt werden, weil die Arbeit am Land für junge Medizinerinnen und Mediziner nicht mehr attraktiv sei. Deshalb werde der sich abzeichnende Ärztemangel - verschärft durch die Abwanderung von Ärzten ins Ausland - die Landbevölkerung besonders stark treffen, wenn nicht gegengesteuert wird.

Mittagsjournal, 27.2.2013

Geteilte Kassenverträge

43 Prozent der österreichischen Bevölkerung seien auf medizinische Versorgung durch Landärzte angewiesen. Diese Art von Arzt sei vom Aussterben bedroht, warnt der Präsident der Ärztekammer, Artur Wechselberger. So könnten zum Beispiel aktuell in Tirol drei Stellen nicht nachbesetzt werden und das in Gemeinden, die nicht in den hintersten Tälern liegen würden.

Auch für die Kärntner Nationalparkgemeinde Heiligenblut habe ein Dreivierteljahr gesucht werden müssen, bis sich eine neue praktische Ärztin fand. Wechselberger fordert Politik und Sozialversicherungen auf, endlich zu reagieren, etwa mit geteilten Kassenverträgen: "Dass man eine Stelle nicht mit einer Person besetzt, sondern vielleicht mit zwei, die gemeinsam eine Landgemeinde versorgen."

Mehr Geld für Ausbildung

Solche Verträge müssten den Kassen auch doppelt so viel wert sein, sagt der Chef der Ärztekammer, der aber auch vor der eigenen Türe kehren will; etwa mit familienfreundlicheren Nacht- und Bereitschaftsdienstregelungen. Denn die Ärzteschaft werde mehrheitlich weiblich, sagt Wechselberger und dafür müssten die Voraussetzungen geändert werden.

Mehr Geld fordert der Chef der niedergelassenen Ärzte in der Kammer, Johannes Steinhart, auch für die Ausbildung, etwa in Lehrpraxen am Land: "Da geht es um läppische Summen, da geht es um zehn Millionen Euro. Das sind 350 Meter Autobahn. Wir beklagen uns, dass wir keine Landärzte mehr zustande bringen, wir machen aber auch alles, dass die Jungen dort überhaupt nicht hin kommen."

In den nächsten fünf Jahren gehe ein Viertel der niedergelassenen Ärzte in Pension und dann werde es ohne Gegenmaßnahmen wirklich kritisch, so Steinhart.