Tribute to Lampersberg

Das musikalische Werk des 2002 verstorbenen Kärntner Komponisten Gerhard Lampersberg ist in Österreich bis heute nahezu unbekannt. Anders, sein "Alter Ego", der "Auersberger" aus Thomas Bernhards Roman "Holzfällen".

Das Klagenfurter Ensemble hat sich für 2013 vorgenommen, daran etwas zu ändern: Im Rahmen eines ganzjährigen Lampersberg-Schwerpunktes sind dem Komponisten unter dem Titel "TonHofSpur" eine ganze Reihe von Veranstaltungen gewidmet. Am Programm stehen Theaterproduktionen, Ausstellungen, Performances und Konzerte. Den Anfang machte Peter Wagners Uraufführung des posthumen Triptychons "Lady's Voice" in der Klagenfurter Theater Halle 11.

Kulturjournal, 28.02.2013

Gerhard Lampersberg ist - mit den Worten Peter Wagners gesprochen - von Thomas Bernhard mit "Holzfällen" blutig gedroschen worden. Es war eine literarische Abrechnung mit dem einstigen Freund und Förderer, auf dessen Tonhof im kärntnerischen Maria Saal Thomas Bernhard Mitte der 1950er Jahre einige Zeit zugebracht hat. Ein Ort, an dem die Regelübertretung gleichzeitig das Leben war, wie Peter Turrini schreibt, der dort genauso ein und aus ging wie Christine Lavant, H. C. Artmann, Friedrich Cerha und Konrad Baier.

Rückblickend gesehen, hat die Bernhard'sche Romanfigur des Auersberger das Bild des Kärntner Komponisten in der Öffentlichkeit maßgeblich mitgeprägt, wenn nicht gar überlagert. Mit dem abendfüllenden Bühnenwerk "Ladys Voice" ist Peter Wagner nun als erster im Kärntner Lampersberg-Jahr zur Ehrenrettung angetreten - ein Unterfangen, das ihm anfänglich, alles andere als am Herzen lag.

Musikalisches Triptychon

Das japanische Haiku hat Komponist Gerhard Lampersberg einmal in einem Interview mit Karl Löbl als künstlerische Idealform für seine Musik bezeichnet. Theaterregisseur Peter Wagner hat drei solcher musikalischer Miniaturen zum Triptychon verwoben, die Lampersberg - basierend auf Texten von Gertrude Stein, Hubert Fabian Kulterer und fünf Bildern Edvard Munchs - komponiert hat: drei an sich vollkommen heterogene Stücke, überschrieben allein mit Opera, Pantomime und Filmmusik.

Dramaturgisches Leitmotiv in "Lady's Voice" ist die Suche der männlichen Hauptfigur, des Curtain Raiser, nach der ihm innenwohnenden weiblichen Energie, der Anima. Weiße Stoffbahnen auf der Bühne fungieren als Projektionsflächen für die Psyche des Curtain Raisers. Auf ihnen manifestiert sich neben den Schatten der Musiker und Sprecher auch der weibliche Seelenanteil des Curtain Raisers.

Die Schauspieler wechseln zwischen der Zweidimensionalität der von Wagner eingesetzten Filmprojektionen und den drei Dimensionen der realen Welt hin und her. Eine Theaterinstallation über die Suche nach Ganzheit und Vollendung, bei der sich auch das Bild des Tonhofkomponisten Gerhard Lampersberg vervollständigt - auch wenn das pseudoaristokratische Idyll des Tonhofs am Ende wieder jäh von einer Holzfäller-Axt durchschnitten wird.

Service

Klagenfurter Ensemble - Ton.Hof.Spur