Nachtzug nach Lissabon
Rund zwei Millionen Mal wurde der 2004 erschienene Roman "Nachtzug nach Lissabon" des Schweizer Autors Pascal Mercier allein im deutschsprachigen Raum verkauft und in 15 Sprachen übersetzt. Ein Buch also, das auf seine Verfilmung quasi nur gewartet hat.
8. April 2017, 21:58
Regie bei dieser Geschichte, die zurückgeht in die portugiesische Diktatur des 20 Jahrhunderts, führt der dänische Regisseur Bille August, in der Hauptrolle ist Jeremy Irons zu sehen. "Nachtzug nach Lissabon" kommt Ende dieser Woche in die heimischen Kinos.
Morgenjournal, 5.3.2013
Nostalgie in Zeiten des Widerstands
Aus dem Leben ausbrechen, Gewohnheiten hinter sich lassen, sich einfach einmal treiben lassen. Ein Lateinlehrer (Jeremy Irons) aus Bern unternimmt eine völlig ungeplante Reise nach Lissabon. Angeleitet von einem 1975 erschienen Buch des portugiesischen Arztes Amadeu de Prado, das in die Zeit der portugiesischen Diktatur unter Salazar zurückführt und eine persönliche Geschichte von Liebe in Zeiten des Widerstands erzählt.
Drei Erzählebenen
Der dänische Regisseur Bille August erzählt die Geschichte auf drei Ebenen, die Vergangenheit und Gegenwart ständig kreuzen, aufeinander verweisen und daraus einen Mehrwert zu schöpfen versuchen. Ihm wäre wichtig gewesen, so Regisseur Bille August, „die geheimnisvolle Atmosphäre der Romanvorlage auf die Leinwand zu bringen“. Fragile Geschwisterliebe, eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung, zerbrochene Freundschaft, dramatische Eifersucht und ein versuchter Selbstmord, das alles vor dem Hintergrund menschenverachtender Gräuel der portugiesischen Diktatur.
Malerische Kulissen Lissabons
Doch Bille August macht aus der politisch keinesfalls harmlosen Episode eine nostalgische Reminiszenz, findet nicht die angemessenen Bilder für Verbrechen und Verfolgung. Ganz bewusst, meint Bille August, habe man bei den Folterszenen im Film „nicht zu stark draufgedrückt“. Der Däne versucht aber erst gar nicht gegenzusteuern, ergibt sich freiwillig vor den malerischen Kulissen Lissabons, vermeidet Kanten und Ecken, wo es nur geht. Und sollte sich einmal ein möglicherweise produktiver Riss in der Erzählung auftun, wird er auf der Tonspur unverzüglich zugeschmiert. Im Kontext eines düsteren Stücks politischer Vergangenheit wirkt derartige Gefälligkeit dann doch ziemlich taktlos.