"Werther"-Oper hat in Salzburg Premiere

"Die Leiden des jungen Werthers" ist eines der bekanntesten Werke von Johann Wolfgang von Goethe. Die Oper "Werther" von Jules Massenet ist dagegen zumindest in unseren Breiten ein weit weniger bekanntes Werk. Am Samstag hat das Werk im Salzburger Landestheater Premiere

Morgenjournal, 9.3.2013

Tragische Liebe

Von Beginn an regiert der Tod, nicht nur musikalische, sondern auch szenisch. Das Spiel beginnt mit einer Totenfeier: Die Gattin des Amtmanns wird betrauert, ihrer Tochter Charlotte hat sie die kleineren Geschwister anvertraut und Charlotte hat versprochen, sich um sie zu kümmern. Und sie hat versprochen Albert zu heiraten.

Da freilich hat sie Werther noch nicht gekannt. Wie die Geschichte ausgeht, ist aus Goethes Roman bekannt: Charlotte wird zu ihrem Wort stehen und Werther wird sich erschießen.

Werther als Videokünstler

Regisseur Jim Lucassen lässt die Oper in der Gegenwart spielen. Was ist Werther für ein Mensch, wieso ist er so besessen von der Liebe zu Charlotte? Er habe nach einer modernen Interpretation von Werther gesucht, sagte Lucassen im Ö1-Morgenjournal.

Gefunden hat Lucassen einen Videokünstler, der seine Vorstellungen auf andere Menschen projeziert. Die Art und Weise, wie Werther die Welt betrachtet, sei eine andere, so der Regisseur. "Er ist sehr reflektiert und projiziert seine Gefühle auf andere Personen", sagte Lucassen. So als wäre zum Beispiel Charlotte eine Leinwand. Deshalb sei auch die Idee entstanden, aus ihm einen Videokünstler zu machen. - jemanden, der von außen auf die Welt schaut und die Welt registriert und auf seine eigene Weise interpretiert, so Lucassen

"Sehr lyrische Oper"

1892 wurde "Werther" uraufgeführt, und zwar in Wien an der Hofoper. Da war Richard Wagner gerade einmal neun Jahre tot, für den Komponisten Jules Massenet war er ein wichtiges Vorbild, sagt der junge Dirigent Adrian Kelly. "Diese Musik kombiniert für mich das Beste aus der deutschen und der italienischen Tradition", sagte Kelly. Die Oper sei sehr lyrisch - für Sänger komponiert. In der Partitur sehe man, wie sehr Massenet Wagner respektiert habe.

Der Größe des Landestheaters entsprechend lässt Kelly das Mozarteumorchester in relativ kleiner Besetzung spielen. Die zentralen Partien sind ziemlich jung besetzt: Simon Schnorr aus dem Ensemble des Theaters singt Albert, Nadezhda Karyazina kommt aus Russland, der baskische Tenor Andeka Gorrotxategui Gorotschadegi singt die Titelpartie.