Wolfi Bauer Superstar

Mit einer neuen Produktion meldet sich der Grandseigneur der österreichischen Off-Theaterszene, Hubsi Kramar, zurück. Bereits in der Vergangenheit hat sich Kramar an der österreichischen Literaturgeschichte abgearbeitet und Texten, die mittlerweile zu Klassikern erstarrt sind, neues Leben eingehaucht.

Schrill gekleidete Frau

(c) Marko Kölbl / fotopalffy / Rabenhof

Dem früh verstorbenen Dichter Konrad Bayer widmete Kramar schon in den späten 80er Jahren einen Gala-Abend. Jetzt hat sich Kramar eine weitere Größe der österreichischen Literaturavantgarde vorgenommen. In seiner neuesten Produktion "Wolfi Bauer Superstar" verbeugt er sich vor dem Dramatiker Wolfgang Bauer. Die Premiere findet heute Abend im Wiener Rabenhof statt.

Kulturjournal, 12.03.2013

In den 1970er Jahren, als nicht nur die Vokabel "subversiv" in aller Munde war, sondern die Zeichen der Zeit auf Veränderung standen, schlug die Stunde des Wolfgang Bauer. Die Dichter, zumindest manche von ihnen, sahen damals aus wie Rockstars, trugen eine antibourgeoise Attitüde vor sich her, Lederjacken und schulterlanges Haar. Damals sorgte die österreichische Literaturavantgarde über die Grenzen des Landes hinaus für Aufsehen.

Mitten unter ihnen Wolfgang Bauer, seines Zeichens Theaterberserker und zentrale Figur des Grazer Forum Stadtpark. Jeder kennt seinen Namen, nur wenige sein Werk. Für Hubsi Kramar Anlass genug, Wolfgang Bauer eine musikalische Gala zu widmen, die streckenweise zum Rockkonzert wird.

Avantgarde trifft auf Volkstheater

"Wolfgang Bauer hat am Theater sehr viel verändert. Darüber weiß man heute wenig. Er war avantgardistisch, aber gleichzeitig war er ein Autor des Volkstheaters. Er fußt auf Nestroy, Raimund und Karl Krauss. Ich war selbst verblüfft, was für ein Reichtum dieses Werk für das Theater darstellt", sagt Hubsi Kramar über seine neueste Produktion "Wolfi Bauer Superstar".

Wenn Avantgarde und Volkstheater miteinander verschmelzen, ist für Unterhaltung gesorgt. Hubsi Kramar hat eine dichte Collage geschaffen und Wolfgang Bauers literarisches Universum in 40 Szenen kondensiert.

Szenen aus Wolfgang Bauers bekanntesten Stücken - darunter "Magic Afternoon", "Change" und "Silvester oder das Massaker im Hotel Sacher" - werden wild durcheinander gewürfelt. Dazwischen vertonte Gedichte, die Gerald Votava und Rainer Binder-Krieglstein wie rotzige Rocksongs vortragen. Ein Leitmotiv des Abends: die Frage nach der Autorschaft und selbstreferenzielle Reflexionen über das Handwerk des Dramatikers.

Schrill, laut und kurzweilig

Im Wendejahr 1968 feierte Wolfgang Bauer seinen Durchbruch. Sein Stück "Magic Afternoon" mischte nicht nur das verzopfte Nachkriegsösterreich auf, sondern feierte auch in Deutschland Erfolge. Damals war Wolfgang Bauer gerade einmal 27 Jahre alt. Bauer zeigt zwei junge Paare, die mit Drogen und Sex vor Langeweile und Belanglosigkeit fliehen wollen. Doch am Ende entlädt sich die innere Leere in einem Gewaltausbruch.

"Magic Afternoon" ist kein zeitgeistiges 68er-Revolutionsstück, sondern eine Vergegenwärtigung der existenziellen Sinnlosigkeit, grundiert mit Beckett'scher Lakonie. Als Mann des Welttheaters will Hubsi Kramar Wolfgang Bauer denn auch würdigen:

"Ich versuche, in meinen Galas immer zu zeigen, was für große Autoren wir in Österreich haben, die teilweise in Vergessenheit geraten, obwohl ihr Werk lebendig ist", sagt Hubsi Kramar, der mit der "Wolfi Bauer Superstar"-Gala das Werk Wolfgang Bauers schlaglichtartig beleuchtet. Eine unterhaltsame Revue. Schrill, laut und kurzweilig.

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Rabenhof Theater ermäßigten Eintritt (20 Prozent).

Rabenhof - Wolfi Bauer Superstar

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