Ilija Trojanow: "Der überflüssige Mensch"
Mit dem historischen Roman "Der Weltensammler" über einen britischen Orientreisenden hat Ilija Trojanow seinen bisher größten literarischen Erfolg gefeiert, zuletzt beschäftigte sich der Schriftsteller aber vor allem mit aktuell brennenden Problemen.
8. April 2017, 21:58
Die Globalisierung und die Begegnung der Kulturen sind ein Dauerthema in seinen literarischen Reisereportagen und zu "Sicherheitswahn und Überwachungsstaat" hat er gemeinsam mit Juli Zeh einen Essayband verfasst. In seinem letzten, 2011 erschienenen Roman "Eistau" wiederum schrieb er gegen Klimawandel und Polschmelze an. Jetzt ist Ilija Trojanow in einer Vortragsreihe an der Akademie Graz zu erleben. Der polemische Titel: "Der überflüssige Mensch".
Mittagsjournal, 18.3.2013
Dass der Neoliberalismus nicht gerade zimperlich umspringt mit dem Großteil der Weltbevölkerung, ist bekannt, wie laut manche Eliten darüber nachdenken, dass es zu viele Menschen auf diesem Planeten gibt, und die Überflüssigen natürlich die anderen sind, ist aber beängstigend, so Ilija Trojanow.
In der ersten Welt sorgt da das ständig wachsende Heer an Arbeitslosen für Besorgnis. Eine Ursache dafür ist ein durch die Globalisierung völlig deregulierter Arbeitsmarkt. Für ausländische Investoren zählt da oft nur der schnelle Profit.
Angst vor Jobverlust
Die Automatisierung hat, das war allen bewusst, zu einem Einbruch der Arbeitsplätze im Produktionssektor geführt. Nur glaubte man lange Zeit, die Arbeiter im expandierenden Dienstleistungssektor auffangen zu können. Dort sorgte ein exzessives Preis-Dumping aber für Niedrigstlöhne, mit denen kaum ein Auslangen zu finden war. Das Ergebnis sieht man jetzt besonders eklatant in Europas gar nicht mehr so sonnigem Süden.
Die Angst vor der drohenden Arbeitslosigkeit übt aber auch auf die Vollbeschäftigten einen enormen Druck aus. Große Teile der Freizeit werden jetzt dazu benützt, sich zu vervollkommnen; in Workshops und Kursen versucht man, die Grenzen der eigenen Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit immer weiter in die Höhe zu schrauben.
Heute, morgen und übermorgen wird Ilija Trojanow seine drei Vorträge zum Thema "Der überflüssige Mensch" oder die mörderischen Widersprüche des Spätkapitalismus am Literaturhaus in Graz halten. In Folge soll der Vortragstext im Residenz-Verlag erscheinen.
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Hanser - Ilija Trojanow