Ärzteprotest gegen Sparkurs bei Prothesen

Sparen bei Prothesen - das ist kein rein oberösterreichisches Problem, sondern ein internationales Thema, betont der Wiener Orthopädie-Experte Alexander Giurea im Ö1 Mittagsjournal. Es dürfe aber nicht sein, dass die medizinische Entscheidung von der Verwaltung vorgegeben werde. Giurea kündigt ein Positionspapier der Ärzte an.

Hüfte

(c) Endig, DPA

Mittagsjournal, 21.3.2013

Alexander Giurea, Facharzt für Orthopädie, Leiter der Spezialambulanz für Patienten mit künstlichen Gelenken im Wiener AKH, im Gespräch mit Andrea Maiwald.

Britische und Schweizer Beispiele

Giurea verweist im Ö1-Gespräch auf die Entwicklung in Großbritannien. Dort habe die britische Gesundheitsbehörde bereits überlegt, ob die Implantation von künstlichen Hüftgelenken ab einem bestimmten Alter überhaupt noch sinnvoll sei. Auch in der Schweiz habe es Bestrebungen gegeben, dass Einkaufsgenossenschaften die Implantate bestimmen und damit den Ärzten die Entscheidungsfreiheit nehmen. Dagegen hätten Schweizer Ärzte ein Positionspapier verfasst, und auch die Österreichische Gesellschaft für Orthopädie werde ein solches Papier demnächst veröffentlichen, kündigt der Mediziner an. Alexander Giurea ist Facharzt für Orthopädie und Leiter der Spezialambulanz für Patienten mit künstlichen Gelenken im Wiener AKH.

Das Beste für die Patienten

Dass in Oberösterreich nur fünf Prozent der Patienten die besonders haltbaren Keramikprothesen erhalten sollen, reicht nach Ansicht Giureas "sicher nicht". Den Patienten müsse das beste Material in einem ausreichenden Prozentsatz zur Verfügung gestellt werden. Als Beispiel verweist er auf drei Operationen in seiner Wiener Klinik am morgigen Tag, von denen zwei eine reine Keramik- und einer eine Keramik-Kunststoff-Paarung eingesetzt herhielten - "medizinisch klar begründbar", wie Giurea betont.

Geschäft mit Hüftgelenken?

Der Mediziner gibt allerdings Kritikern recht, die manchen Ärzten vorwerfen, sie würden daran verdienen, dass sie teurere Prothesen einpflanzen. Doch genauso wenig wie eine Abhängigkeit eines Arztes von Herstellern sei eine Abhängigkeit der Ärzte von einer Verwaltungsbehörde zu tolerieren, wonach ein Arzt vorgegebene Implantate einsetzen müsse: "Die Entscheidungshoheit, was einem Patienten am besten tut, liegt beim Arzt", so Giurea. "Wir sind nach dem Krankenanstaltengesetz dazu verpflichtet, nach unserem besten Wissen und Gewissen state of the art zu behandeln." Die Verwaltung habe dafür die Aufgabe, einen guten Preis auszuhandeln.